W&K-Forum: Thinking about Crip and Queer Times: Langsamkeit

In einer schnelllebigen Zeit wie heute spielen Geschwindigkeit und Effizienz eine wichtige Rolle. Langsamkeit wird dabei (beinahe) als Widerstand oder Störfaktor wahrgenommen. Kritische künstlerische Praxen und Forschungsrichtungen wie Trans Studies, Crip Studies und Postcolonial Studies beschäftigen sich seit längerem mit den normativen Aspekten von Zeit, Zeitregulierung und den Affekten von Zeitlichkeit auf Individuen, aber auch gesellschaftliche Strukturen. In einem Gespräch mit dem Choreografen, Performer und Theoretiker Michael Turinsky gehen wir diesem Spannungsfeld der crip and queer times in Tanz, Choreografie und darüber hinaus nach.

In einem W&K-Forum, das am 13. Juni 2019 im Tanzstudio des Unipark Nonntal stattfand, ging Persson Perry Baumgartinger im Gespräch mit dem Choreografen, Performer und Theoretiker Michael Turinsky diesem Spannungsfeld der crip and queer times in Tanz, Choreografie und darüber hinaus nach.

Im Zusammenhang mit den Themen Zeitlichkeit und Langsamkeit stellte Turinsky fest, dass Zeit und Zeitlichkeit für Menschen unterschiedlich seien. Er zum Beispiel brauche durch seine physische Einschränkung oft länger, um in den Tag starten zu können, und plane viele Ausflüge und Reisen schon im Vorhinein akribisch. Auch generell, im Alltag, müsse man als Mensch mit physischen Einschränkungen oft mehr vorausdenken. Diese „andere“ Zeitlichkeit baut Turinsky in seiner choreographischen Arbeit mit ein. Für ihn ist „das Material der Choreographie organisiert getaktet“, wie er im Gespräch formulierte. Außerdem stelle er sich oft die Frage, was seine eigene Zeitlichkeit mit dem Problem der Organisation von Bewegung beim Tanz bewirke.

In Bezug auf das Thema „Improvisation“ meinte er, dass diese etwas komplett Freies und vor allem auch Neues sein solle und man darauf achten müsse, nicht wieder etwas Kommerzielles zu erschaffen. Das sei gar nicht so einfach, da wir alle von gesellschaftlichen Normen und Handlungen vorgeprägt seien, weshalb die üblichen Improvisationen in den Augen Turinskys in der Regel keine Improvisationen seien.

Seine Standpunkte untermauerte er mit Beispielen aus seinen Arbeiten REVERBERATIONS und My body, your pleasure.

Konzept und Organisation: Persson Perry Baumgartinger & Julia Ostwald

Moderation: Persson Perry Baumgartinger

Dem W&K-Forum ging ein Workshop von Michael Turinsky voran.