Die Helle kommt von unten,
neben dir der Körper schläft und sieht nicht,
wie sie draußen lauert, an die Scheibe schlägt,
sich unter der Tür durchtastet,
aus dir heraussickert.
Dein Körper ist kühl und gewunden
wie ein flackernder Draht im Glas,
er zwinkert reglos einen harten Takt
(stell dir einen ganz präzisen Leuchtturm vor)
für die schläfrige Crew auf einem Überseeschiff.
Die Helle kommt von unten.
Sie wusste nicht, dass ich ein Glühwurm bin, dass
ich aber auch lange Fühler und ein Wachsnest hab –
es steht auf meinen Fingern, doch sie bemerkte es nicht.
Vielleicht halten meine Hände, egal was sie liebt,
doch hab ich wohl nur Feuerstein und Späne
und weiß nicht, wie ich sie anzünden soll.
Doch sie dreht sich im Schlaf, sagt meinen Namen
und nimmt mich, obwohl
sich Licht nicht nähren soll von Licht.
Dann spielen wir
lang, atemlos
auf der Haut der Luft,
bis ihr düsterer Glanz die Nacht erhellt
und ihr Körper das dichte Dämmern
mit Licht durchdringt.
„Schlaf ein, schlaf wieder ein“, flüstere ich leise,
sie soll blind sein, bitte ich, soll niemals sehen,
was ich wirklich bin, soll nicht verstehen,
dass nichts, was ich habe, mein ist,
weil alles, all die Schönheit,
wie die Helle,
von unten kommt.
Anja Golob ( 2017): Die Helle kommt von unten. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/die-helle-kommt-von-unten/