Die Nähmaschine rattert. Vorhänge wehen an der Bushaltestelle. Aus metallenen Boxen am Fahrrad erzählt jemand von nachhaltiger Produktion von Kleidung.
Vom 14. bis zum 23. Mai 2021 verweilten die Künstler:innen Jan-Phillip Ley, Stephanie Müller und Klaus-Erika Dietl in Mattsee, um in einem ersten Recherche-Labor verschiedene Ideen auszuprobieren. Unter dem Motto „Zukunft mit Zukunft“ und in Kooperation mit dem Supergau-Festival eröffneten sie Pop-Up-Erzähllabore, die die Einwohner:innen sowie Festivalbesucher:innen zum Hören und Erzählen von inspirierenden Geschichten einluden. Darüber hinaus konnten Klang-Radtouren unternommen werden und es fanden Workshops mit Studierenden statt.
Fahrrad-Erzähl-Werkstatt
Ein solches Pop-Up-Erzähllabor stellte die Fahrrad-Erzähl-Werkstatt, konzipiert von Jan-Phillip Ley, dar. Es handelte sich dabei um eine temporäre Fahrradwerkstatt im öffentlichen Raum, die zum einen tatsächlich Anlaufstelle für das Reparieren von Rädern war. Zum anderen wurden im Vorfeld, in Zusammenarbeit mit Studierenden, Geschichten ‚mit Zukunft‘ als kurze Audiobeiträge produziert. Diese sehr unterschiedlichen Beiträge reichten von Gesprächen mit Menschen, die in und um Mattsee zukunftsweisende Projekte umsetzen, über sehr strukturierte Interviews, etwa zum Thema Bio-Zertifikate, bis hin zu eher experimentellen Tracks, in denen man beispielsweise einen Waschbären auf seiner Suche nach Nahrung begleitet. Sie konnten einerseits über an Rädern montierte, eigens angefertigte Audiogeräte angehört werden, andererseits bestand auch die Möglichkeit, sich durch diese Geschichten zum Erzählen und Aufnehmen eigener Geschichten ‚mit Zukunft‘ inspirieren zu lassen – die Geräte konnten auch als Aufnahmegeräte eingesetzt werden. Neben der Option, sich eines der mit den Geräten versehenen Fahrräder auszuleihen und eigene Touren zu unternehmen, wurden auch eine Radtour angeboten, die eine ‚echte‘ Begegnung mit einem der Protagonist:innen der Geschichten beinhaltete: Sie führte zum Hof des Biopilze-Bauern Andreas Eibl.
Transformierte Bushaltestelle „Mattsee-Ortsmitte“
Das Künstler:innen-Duo Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl verwandelte die Bushaltestelle ‚Mattsee Ortsmitte‘ in ein temporäres Erzähllabor, das je nach Situation spontan transformiert und umfunktioniert werden konnte: Beispielsweise als Näh-Werkstätte oder Teestube eingerichtet, fanden dort zufällige Begegnungen und Gespräche mit bzw. zwischen unterschiedlichsten Menschen statt. Im Vordergrund stand dabei nicht eine fertige Inszenierung im Sinne einer Theater-Bühne, sondern vielmehr das Flüchtige, das Unfertige, das offene Anknüpfen an die Bedürfnisse der Passant:innen. Dabei verharrten die beiden Künstler:innen nicht als Wartende auf potenzielle Besucher:innen. Stattdessen zeigten sie sich im Arbeitsprozess und ließen sich dabei gerne ‚stören‘.
Einblicke in das Recherchelabor in Mattsee, mit Fokus auf den Aspekt der Pop-Up-Erzähllabore gewährt folgender Artikel in unserem E-Journal.
Wir danken Klaus Erika Dietl, Jan-Phillip Ley und Stephanie Müller für ihre großartige Arbeit in Mattsee. Darüber hinaus bedanken wir uns bei Fabian Schmid und dem OTELO Mattsee, das für uns eine wertvolle Andockstation vor Ort darstellte. Unser Dank gilt auch dem Supergau-Festival als Kooperationspartnerin sowie der Gemeinde Mattsee.
Bleibt gespannt, denn unser nächster Halt ist schon geplant!
Wir bleiben dran an einer Zukunft mit Zukunft und machen vom 22.-26.09.2021 Station in Seekirchen
- Rückblick: Das ist in Seekirchen alles passiert.