„Wenn sie sagen: ‚Ja kaufen‘, dann sagen wir: ‚Nein, nachdenken bitte‘ …“

Ein Interview von Elke Zobl und Laila Huber mit migrantas / Florencia Young und Marula di Como

Und was nehmt ihr jetzt für euch aus diesen unterschiedlichen Projekten mit, als Projekterfahrung?

Florencia Young: Ich denke, warum wir weiter machen, ist nicht wegen dem Geld. Aber ich denke mit jedem Projekt treffen wir etwas, nicht bei allen Frauen, aber bei einigen schon, dass das Projekt geholfen hat, dass sie sich mit dem Piktogramm identifizieren, dass sie die Möglichkeit hatten, etwas zu erzählen. Wenn das passiert, wenn diese Frau zufrieden ist, das ist für uns ganz wichtig. Dann ist das der Punkt, wo wir sagen: Ja, wir sind auf dem richtigen Weg und das nehmen wir für uns mit. Das ist die Energie, mit der wir weitermachen können.

Marula Di Como: Wenn man diese Piktogramme bekommt, dann ist das von einer Zeichnung von einer Frau mit Migrationshintergrund, aber jemand vor Ort kann sich selbst damit identifizieren …

Welche Aussichten oder Visionen gibt es für eure zukünftige Arbeit? Welche Ideen gibt es? Oder Wunschprojekte?

Florencia Young: Wir feiern ja Jubiläum, zehn Jahre migrantas. Und was wollen wir? Es ist immer noch kompliziert. Manchmal wäre bei uns die Vision oder der Wunsch, dass wir mit unseren Piktogrammen ein bisschen weiter kommen könnten. Und es wird immer gefragt, wo kann man das kaufen; wie könnten wir unser Projekt organisieren, so dass wir das verkaufen könnten wie den [Berliner Souvenir-]Ampelmann, dass das ein Symbol von Migration und Deutschland und Berlin wäre? Aber auch an die soziale Ebene angepasst. Denn natürlich sind das unsere Piktogramme, wir gestalten sie, aber sie erzählen auch von den vielen Frauen, die mitgemacht haben. Also wenn wir das verkaufen würden, wie können wir dann unseren sozialen Bereich immer noch behalten, dieses Fair Trade sozusagen. Und manchmal überlegen wir, wie wir diese Art von Konstruktion oder Projekt entwickeln könnten, wie macht man das, dass ein Teil vom Gewinn in die Projekte fließt oder in die Vereine … Aber das erfordert auch wieder viel Zeit, Programm, Projekt, Geld, Investition usw.

Marula Di Como: Und wir möchten ein Lokal haben, wo unser ganzes Material ist und die Leute können dort von diesen Projekten etwas hören und auch eine Bibliothek mit künstlerischen Projekten … ja wir möchten dieses Gebäude …

Ein Archiv?

Florencia Young: Ja, denn wir haben zurzeit mehr als 700 Zeichnungen. Und jede Zeichnung ist ein Potential von Information.

Auch die Audioaufnahmen?

Marula Di Como: Ja, genau.

Florencia Young: Und das ist wichtig, dass man auch ein bisschen weiter geht. Wir kriegen manchmal von der Uni Anfragen] dass Leute da mitmachen möchten oder sich das anhören möchten. Aber wie gesagt, da muss man dann ein Konzept entwickeln, schreiben, Projektfördergelder oder einen Partner finden.

Marula Di Como: Ja, aber ich sage immer nach dem letzten Projekt: Ok, ich bin jetzt 50, also bitte macht etwas — die anderen Frauen, die so 20 oder 30 sind. Denn ich bin müde und habe nicht viel Zeit, jetzt ist deine Zeit etwas zu machen …

Herzlichen Dank für das Interview!

Kollektiv migrantas ( 2014): „Wenn sie sagen: ‚Ja kaufen‘, dann sagen wir: ‚Nein, nachdenken bitte‘ …“. Ein Interview von Elke Zobl und Laila Huber mit migrantas / Florencia Young und Marula di Como. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 04 , https://www.p-art-icipate.net/wenn-sie-sagen-ja-kaufen-dann-sagen-wir-nein-nachdenken-bitte/