Fragen, verlernen, intervenieren, teilhaben
Kulturelle Interventionen und kritische Kunstvermittlung
Wenn partizipatorische und intervenierende Kunstpraxen als Mittel zur Demokratisierung der Gesellschaft verstanden werden, bzw. als Mittel, um eine demokratische Gesellschaft zu schaffen (vgl. Milevska 2015), (*17) dann stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen dieser Praxen im Kontext gegenwärtiger neoliberaler gesellschaftlicher Strukturen. Ist das vielen partizipatorischen Kunstpraxen innewohnende „Versprechen von Demokratisierung und Emanzipation“ tatsächlich eine „mission impossible“, wie die Kunstwissenschafterin Suzana Milevska (2015) (*17) zu denken gibt? Auch die Kunstwissenschafterin Silke Feldhoff fragt (2012) (*4) in Bezug auf partizipative Kunst: „Spaß, Alptraum – oder gesellschaftlicher Imperativ?“ Der folgende Beitrag sucht diese Fragen in Bezug auf Interventionen als kritische künstlerische Praxis und auf kritische Kunstvermittlung auszuloten. Wir schließen mit Herausforderungen für künstlerisch-edukative Projekte.
Im Forschungsbereich „Partizipation und Edukation“ beschäftigen wir uns vor allem mit vielfältigen künstlerischen Strategien der Intervention (Besand 2012; (*1) von Borries et al. 2012; (*31) Höller 1995; (*7) Mouffe 2008, (*20) 2014; (*21) Thuswald 2010; (*30) Wege 2001 (*33)) und der Partizipation (Bishop 2012; (*2) Feldhoff 2011; (*4) Hildebrandt 2013; (*9) Milevska 2006, (*16) 2015; (*17) Rollig/Sturm 2002 (*23)). Diese werden von KünstlerInnen vor allem seit den 1960er und 70er Jahren eingesetzt und sind Teil der Genealogie eines erweiterten Kunstbegriffs, der die Grenzen zwischen Kunst und Leben stetig neu verhandelt (vgl. Wege 2014). (*34) Für die 1990er Jahre wird ein „participatory turn“ in der Kunst konstatiert (Ziese 2010: 72), (*35) der in einer Vielzahl von sozial engagierten Praktiken und relationalen Kunstpraxen (z.B. new genre public art, community art) sichtbar wird und neue Wege der Kommunikation und der Kollaboration aufzeigt. So beziehen KünstlerInnen die Öffentlichkeit oft von Beginn an ein und verwenden Strategien der Interventionen und initiieren Prozesse ziviler Mitgestaltung.
In der zeitgenössischen Kunst sind Partizipation und Intervention häufig verwendete Schlagworte. Sie sind aber auch zu einer Art begrifflichem Fetisch in künstlerischen Kontexten geworden (Graham/Vass 2014) (*6) und rufen unbehagliche Ambivalenzen hervor.
Elke Zobl, Laila Huber ( 2015): Fragen, verlernen, intervenieren, teilhaben. Kulturelle Interventionen und kritische Kunstvermittlung. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 06 , https://www.p-art-icipate.net/fragen-verlernen-intervenieren-teilhaben/