Strategien und Taktiken des Culture Jamming
Nicht zuletzt auf Grund dieser mannigfaltigen Einflüsse schöpfen Culture Jammer aus einem vielseitigen Repertoire an künstlerischen Strategien und Taktiken. Dery (1993) (* 9 ) fasst diese Vielfalt in vier zentralen Punkten zusammen. Adbusting oder Subvertising ist die Produktion und Distribution von veränderten Werbeplakaten, Werbespots oder Werbeslogans. Beim Billboard Banditry werden Plakatwände in öffentlichen Räumen – meist nachts – mit Hilfe von Spraydosen, Postern oder anderen Hilfsmitteln übermalt und umgestaltet. Media Hoaxing bezeichnet das absichtliche Verbreiten von falschen Informationen an Mainstream-Medien mit dem Ziel, die Öffentlichkeiten darauf aufmerksam zu machen, dass im Tagesjournalismus nicht die genaue Recherche und das Überprüfen von Informationen an erster Stelle stehen. Audio Agitprop schließlich meint die offenkundige Manipulation von auditiven Medienbeiträgen.
Was Dery vor knapp zwanzig Jahren in seinem Grundlagentext für Culture Jammer nur peripher mitdenkt, ist die Ausweitung des Handlungsfeldes, welche sich mit der Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien ergibt. Hacktivismus und Electronic Civil Disobedience (vgl. z.B. Arns 2002) (* 1 ) sind mittlerweile ein fester Bestandteil aktivistischer Strategien von Culture Jammern. Das Einsetzen neuer Technologien wie Laser-Tags (vgl. Ruhl 2008) (* 26 ) bereichert das Sortiment zusätzlich. Culture Jammer reagieren aber auch auf die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen und passen ihre subversiven und künstlerischen Strategien den Konzern-Realitäten an. Rubenstein (2012) (* 25 ) stellt fest, dass Internetwerbung von Unternehmen nicht mehr auf die klassische Weise gejammt werden kann. Durch die verstreute Platzierung ist es schwierig, ein klassisches Subvertising anzufertigen und effektiv zu verbreiten und auch der herkömmliche Boykott einer Werbung würde nichts ausrichten. Denn, so Rubinstein weiter, im Internet zahlt das Unternehmen pro Klick auf die Werbeeinschaltung. Er schlägt folglich eine neue Protestform vor: die Werbungen im Internet anzuklicken: “This would be statistical noisemaking as a form of protest.” (Ebd.)
Anhand von zwei ausgewählten Beispielen soll im Detail verdeutlicht werden, wie Culture Jammer durch semiotische Kommunikationsguerilla (vgl. Eco 1987) (* 11 ) Raum für ungewohnte Lesarten bieten.
Daniela Prantl ( 2012): Culture Jamming. Ein Blick hinter das Spektakel. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 01 , https://www.p-art-icipate.net/culture-jamming/