EB: Gibt es dennoch Hinweise, dass sie Einfluss genommen haben auf das Gespräch?
BK: Ja. Wo ich mit meiner/m GesprächspartnerIn gehe und was oder wer uns auf dem Weg begegnet, beeinflusst sowohl unseren Spaziergang als auch unser Gespräch.
EB: Auf welche Kunst und Zeit beziehen Sie sich?
BK: Ich beschäftige mich mit der Thematik des Gehens als Kunst schon sehr lange und konnte in den letzten Jahren einen massiven Interessensanstieg am Gehen von künstlerischer sowie wissenschaftlicher Seite beobachten. Mich interessiert es daher herauszufinden, was die spezielle Faszination in den 2010er Jahren ausmacht, sich wieder verstärkt mit der analogen Alltagspraktik des Gehens auseinanderzusetzen.
EB: Von dieser Materialsammlung ausgehend können ganz unterschiedliche Konzepte verfolgt werden. Ist es eher die beschreibende Ebene, die Sie verfolgen, wollen Sie dieses Feld zu einem Gegenstand werden lassen oder gibt es einen speziellen Fokus, der Sie interessiert?
BK: Mir ist es wichtig, transdisziplinär zu denken und die unterschiedlichen Zugänge zum Gehen aufzuzeigen. In diesem Sinn habe ich auch KünstlerInnen zum Interview geladen, die ihren Background in Theater und Film haben, deren Arbeiten aber auch im Kontext der bildenden Kunst gezeigt werden. Es sind subjektive Kriterien, die ich anlege.
Ich würde nun gerne mit Ihnen über ihren Text Landschaft-Karte-Feld sprechen. Können Sie mir etwas zur Einbettung des Texts erzählen, was war Ihre Motivation, sich mit dem Feld zu beschäftigen?
EB: Der Text ist im Kontext meines Forschungsprojekts Kunst des Forschens entstanden. Es ging mir dabei primär um eine künstlerisch-wissenschaftliche Praxis. Dieses Forschungsprojekt habe ich in Bremen an der Kunsthochschule begonnen und dabei insbesondere mit den Künstlerinnen Katharina Hinzberg und Beate Terfloth zusammengearbeitet. Beate unterrichtet in der Zwischenzeit hier in Salzburg am Mozarteum Zeichnung, Katharina in Saarbrücken konzeptuelle Malerei. Die Beschäftigung mit dem ‚Feld‘ fand zwischen Katharina und mir statt. Katharina ging es dabei auch um das Zeichnungsfeld, das Feld, das sie durch die Zeichnung aufspannt, wobei ihre Zeichnungen auch ins Dreidimensionale gehen können. Mir ging es um die Frage der Beschränkung und um die Setzung eines Handlungsspielraums. Wir haben jeweils einen Text geschrieben, in dem wir unsere Fragen verfolgen. Diese Texte haben wir in einer performativen Weise aufgeführt. Angezogen waren wir in Schwarz und auf unseren Oberteilen war auf der gleichen Höhe eine rote Linie gestickt, so dass eine imaginäre Verbindung zwischen uns hergestellt wurde und zugleich eine Trennung, weil wir das Dürer‘sche Gitter zwischen uns aufgestellt hatten. So waren wir Modell und Zeichnerin zugleich. Es ging uns um das Verhältnis von Theorie und Praxis, um Fragen der Darstellung und Repräsentation. Katharina Hinzberg hat in ihrem Text Fragen ihrer künstlerischen Arbeit thematisiert, die Verfahren und Praktiken, und ich die Kunstgeschichte. Der Text/die Texte sind insofern Recherche und Kommunikation.
BK: Ist diese Beschäftigung mit dem Feld in Ihr größeres Forschungsprojekt Kunst des Forschens mit eingeflossen?
EB: Als Engführung zum Feld ist es mit der Publikation und unseren Präsentationen abgeschlossen gewesen. Ich denke aber, dass das, was ich mir dadurch klar gemacht habe, immer wieder auftaucht.
Brigitte Kovacs, Elke Bippus ( 2017): Felder zeichnen als künstlerisch-wissenschaftliche Praxis. Elke Bippus im Gespräch. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 08 , https://www.p-art-icipate.net/felder-zeichnen-als-kunstlerisch-wissenschaftliche-praxis/