„Wie wollen wir gelebt haben?“

Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner

Mit Workshops und Gesprächen?

Genau. Wir führten erneut Zukunftsgespräche, mit Schüler:innengruppen aus nahen Schulen. Einfach um die Möglichkeit zu geben, über Zukunft zu sprechen. Denn auch wenn bei den Gruppendiskussionen nicht das herausgekommen ist, was wir uns vielleicht erhofft hatten, erzählten die jungen Leute im Nachhinein immer begeistert davon, wie frei, froh und glücklich sie sich danach gefühlt hätten. Deshalb haben wir diese Gespräche fortgeführt. Einfach, um zu ermöglichen: „Ihr könnt mal darüber nachdenken, wer ihr gewesen sein wollt.“ – Um es im Futur II zu sagen.

Wird die Ausstellung weiterentwickelt? Oder verbleibt sie jetzt einfach mal in diesem Stadium?

Also diese Ausstellung existiert in ihrer Konzeption. Es gibt einige Arbeiten, die uns wieder zur Verfügung stehen. Es gibt aber Objekte wie dieses Silo, das dann tatsächlich Raum und auch Transportgeld benötigt. Aber die Ausstellung ist so modular aufgebaut, dass man sie auch nur in Teilen und auf den jeweiligen Kontext und die jeweiligen Möglichkeiten abgestimmt zeigen kann.

Mich würde noch interessieren, wie Sie zu den Menschen kommen, deren Projekte Sie in Ihren Geschichten beschreiben. Und wie Sie grundsätzlich zu Ihren Kooperationspartner:innen kommen. Treten Sie an die Menschen, Vereine, Initiativen etc. heran und finden Anbindungen? Oder gibt es engagierte Medienschaffende, die an Sie herantreten? Oder haben Sie ein Netzwerk, wo das über sieben Ecken funktioniert?

Wir haben über die Jahre hindurch ein sehr großes Netzwerk aufgebaut und deswegen immer wieder Selbstbewerbungen oder Hinweise. Bei den Geschichten des Gelingens beispielsweise suchten wir am Anfang selbst mühsam danach und fragten uns durch. Nach sehr kurzer Zeit flatterten dann aber schon die ersten Selbstbewerbungen herein: „Hey, wir machen etwas Gutes!“ Viele Leute wenden sich auch an uns und sagen: „Bei uns in der Gemeinde gibt es einen sehr tollen Verein. Da denke ich jedes Mal an FUTURZWEI.“ Dann sehen wir uns das genauer an. Wir haben mittlerweile eine ‚geheime‘ Datenbank von Projekten, über die es zwar noch keine Geschichten gibt, in die wir aber manchmal bestimmte Leute hineinschauen lassen, Journalist:innen oder Wissenschaftler:innen zum Beispiel. Die Projekte in dieser Datenbank sind nach Themen getaggt. Zum Beispiel Ressourcen, Sparsamkeit, Müllvermeidung, Ernährung oder Mobilität. Es gibt auch eine Karte dazu. Man kann direkt einen Ort suchen und schauen, was es dort gibt. Das ist ein großer Schatz, den wir uns über die Jahre hindurch aufgebaut haben. Wir schaffen es gar nicht, alles abzuarbeiten. Und es sind ja eigentlich tolle Geschichten in dieser Datenbank, die nur erzählt werden müssen. Wir wollen sie nicht verschimmeln lassen. So gibt es zum Beispiel plan b. Das ist eine Sendungsreihe im ZDF, die ausschließlich konstruktiven Journalismus betreibt. FUTURZWEI ist Kooperationspartner von plan b. Die Sendungsmacher:innen lassen wir zum Beispiel in unseren Schatz gucken. Ansonsten benutzen wir natürlich Social Media, so wie alle anderen es auch tun.

Ihre Frage war, wie wir an die Leute herankommen … Meistens gehört dazu sehr viel Glück und vieles ist auch Zufall. Zur gesamten Geschichte von FUTURZWEI gehörte und gehört tatsächlich immer auch eine große Portion Glück dazu. Das muss miterzählt werden. Damals, als wir die Idee hatten, sagten wir, dass wir eine Promotionsagentur für eine Bewegung seien, die noch nicht weiß, dass sie eine ist. Das hätte auch im Sand verlaufen können.

Mir fällt noch eine Sache ein, was die Selektion von Aktionen betrifft. Harald Welzer hat ein Leitbild in die Stiftung gebracht: „Scheiße machen wir nicht.“ Wir funktionieren eigentlich so, dass wir immer im Team entscheiden, ob wir Lust darauf haben, etwas zu tun. Wenn es Widersprüche gibt, werden sie diskutiert. Aber wenn die Bedenken zum Beispiel zu groß sind, lassen wir die Finger davon. Wir machen da keine Kompromisse und keine faulen Sachen. Wir machen auch keine Dinge, bei denen wir nicht hundertprozentig Lust darauf haben, diese auch bis zum Ende durchzuführen. Dass uns irgendwelche Dinge zur Last werden, ist bisher noch nicht passiert. Aufgrund dessen, denke ich, macht es besonderen Spaß, hier zu arbeiten.

Dana Giesecke, Elke Zobl, Timna Pachner ( 2021): „Wie wollen wir gelebt haben?“. Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/wie-wollen-wir-gelebt-haben/