„Wir sind offen für alle.“

Das Futurium in Berlin als Erlebnisraum der Zukünfte.
Dr. Christian Engelbrecht im Gespräch mit Katharina Anzengruber und Elke Zobl

Im Futurium Berlin steht die Auseinandersetzung mit der Zukunft im Mittelpunkt. Das sogenannte Haus der Zukünfte steht im Regierungsviertel in Berlin und stellt sich Fragen, die Mensch, Technik und Natur in der Zukunft betreffen. Welche Rolle spielen nun Mensch, Technik und Natur? Wie kann Zukunft nachhaltig gestaltet werden? Was kann der Mensch gegen die Klimakrise tun? Wie Zukunft vermittelt werden kann und warum es eigentlich „Zukünfte“ heißen müsste, erklärt Dr. Christian Engelbrecht, Referent für Bildung und Partizipation des Futuriums, im Interview.

Bitte skizziere ganz kurz: Worum handelt es sich beim Futurium? Was waren die Ideen und Visionen, die euch bei der Entstehung dieses Museums geleitet haben? Wer waren hier überhaupt die Initiator:innen?

Das Futurium ist ein Haus der Zukünfte und unsere Leitfrage lautet: „Wie wollen wir leben?“ Das heißt, es ist kein Science-Center, wo einem die Schwerkraft oder die Lichtbrechung oder Ähnliches erklärt wird, sondern der Schwerpunkt der Vermittlung liegt auf dem Aspekt „Wie wollen wir zusammenleben?“. Dafür haben wir eine Dauerausstellung, ein Veranstaltungsprogramm und ein Lab, also einen Ort zum Experimentieren und Ausprobieren von Zukunftsideen. Ganz wichtig ist uns der Plural „Zukünfte“. Wir sind kein Prognoseinstitut oder ein Orakel von Delphi, sondern wir zeigen verschiedene Zukunftsszenarien auf. Niemand kann die Zukunft vorhersehen, aber wir können bestimmte Optionen –  Zukunftsszenarien sagt man in der Zukunftsforschung –  entwickeln. Und diese zeigen wir in unserer Ausstellung in drei Denkräumen: Mensch, Natur und Technik*1 *(1) .

Die Initiative kam von unserem Hauptgesellschafter, das ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Gemeinsam mit führenden Wissenschaftsorganisationen, Stiftungen und forschenden Wirtschaftseinrichtungen bilden sie unseren Gesellschafterkreis. Der Gründungsdirektor 2014 war Prof. Dr. Reinhold Leinfelder, der vor allen Dingen im Kontext der Diskussion um das Anthropozän bekannt geworden ist. Seit 2017 ist Dr. Stefan Brandt Direktor des Futuriums.

Neben unserer Leitfrage haben wir auch einen Leitspruch: „Wir sind offen für alle.“ Das heißt, wir sind (mindestens bis Ende 2022) eintrittsfrei und versuchen ein möglichst breites Spektrum an Zuschauer:innen und Besucher: innen anzusprechen, also wirklich von Familien, über Fünf-, Sechsjährige bis hin zu Menschen im hohen Rentenalter. Das ist noch so eine wichtige Idee bei unserem Haus der Zukünfte. Dabei sind wir uns gar nicht so sicher, ob wir ein Museum im klassischen Sinne sind. Wir sind eher etwas dazwischen – und das ist vielleicht auch ganz gut, dass man sich irgendwie so dazwischen bewegt.

Also du meinst zwischen Museum und Erlebnisraum? Oder Museum und Labor?

Ja, vielleicht als eine Form eines „Intermediärs“ zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Zwischen Museum, Erlebnisraum, Veranstaltungsort, Diskussionsort, Forum, aber auch Reallabor, wo Prototypen und Ideen entwickelt und ausprobiert werden.

Das Futurium ist ja eine sehr große Institution. Vielleicht kannst du die Struktur ganz kurz skizzieren, sodass man sich vorstellen kann, wie das Futurium mit seinen verschiedenen Abteilungen funktioniert. Du bist ja in der Abteilung Bildung und Partizipation, wie spielt diese mit anderen zusammen?

Ja, ich gehe kurz einige Abteilungen durch, um so ein klareres Bild zu vermitteln. Also: Wir haben eine Abteilung, die nennt sich Strategie und Inhalte. Da passiert wirklich dieses wissenschaftliche Horizon Scanning: „Wo liegen wichtige Zukunftsthemen?“, „Welche Studien müssen wir in Auftrag geben, wenn wir ein neues Sonderthema konzipieren wollen?“ Solche Fragen stehen in dieser Abteilung im Fokus. Dann haben wir die Ausstellungsabteilung. Von den Mitarbeiter:innen in dieser Abteilung wird unsere Dauerausstellung auf die Beine gestellt. Darüber hinaus gibt es die Abteilung, die für die Programmkonzeption verantwortlich ist. Dort wird unser Veranstaltungsprogramm kuratiert – also das innovative wissenschaftliche Begleitprogramm. Da sind auch partizipative Veranstaltungen dabei, etwa Planspiele. Es gibt auch eine Kommunikationsabteilung. Und dann gibt es noch die Abteilung Bildung und Partizipation, also die Abteilung, zu der ich gehöre. Ich persönlich habe hier ja den Schwerpunkt in der Zusammenarbeit mit Schulen, also das Workshop-Programm. Wir haben daneben in unserem Lab aber auch Exponate, die interaktiv sind. Und dann haben wir natürlich auch – weil wir unsere Räumlichkeiten auch vermieten – einen Besucher:innen- und Veranstaltungsservice. Von den Mitarbeiter:innen dieser Abteilung werden besonders auf der Umsetzungsebene Veranstaltungen begleitet, beginnend bei der Stuhl- und Tischanordnung bis hin zu Beleuchtungsfragen, in diesem Fall natürlich in Zusammenarbeit mit der Technikabteilung.

In den Denkräumen Mensch, Technik, Natur, steht das zukünftige Verhältnis von Menschen zu diesen drei Bereichen im Mittelpunkt. In je einem Denkraum werden Themen rund um die Schwerpunkte Mensch, Technik oder Natur behandelt. Unter anderem werden dort Fragen zum Wohnen, Arbeiten, Leben in der Zukunft aufgeworfen und ausgehandelt.
Mehr dazu unter: https://futurium.de/de/ausstellung

Christian Engelbrecht, Katharina Anzengruber, Elke Zobl ( 2021): „Wir sind offen für alle.“. Das Futurium in Berlin als Erlebnisraum der Zukünfte.
Dr. Christian Engelbrecht im Gespräch mit Katharina Anzengruber und Elke Zobl. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/wir-sind-offen-fuer-alle/