„Wie wollen wir gelebt haben?“

Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner

Kommen wir zur Abschlussfrage. In unserem Projekt geht es um Fragen kultureller Demokratie. Also darum, wie Menschen die Gesellschaft mitgestalten können. Wir haben auch an Museen gedacht, die oft ein Programm für eine gewisse Zielgruppe konzipieren, ohne diese Zielgruppe in die Entwicklung einzubeziehen. Uns geht es praktisch darum, davon auszugehen, wie man von den Erfahrungen, Wissensständen und Lebenswelten der Menschen ausgehend Ideen entwickeln und gesellschaftliche Mitgestaltung ermöglichen kann. Nicht nur ermöglichen, das fasst es nicht richtig. Sondern so, dass es praktisch passiert. Was braucht es aus Ihrer Sicht dazu? Können Kunst, Kultur und Medien Ihres Erachtens dabei eine spezielle Rolle spielen?

Das ist eine schwierige Abschlussfrage. Was mir dabei zuerst einfällt, ist – und das haben Sie eigentlich schon in Ihrer Fragestellung erwähnt – dass die Personen, die Zivilgesellschaft oder die betreffenden Zielgruppen viel zu selten als lebensweltliche Expert:innen begriffen werden. Wenn Sie über Räume sprechen, würde ich sagen, dass ich nicht über den Raum eines Museums, über das Foyer eines Museums oder die Veranstaltungsaula eines Museums spreche. Ich würde immer über den sozialen Raum des Museums sprechen. Über den Raum, in dem die Menschen sind, wo ihre Lebenswelt stattfindet und wo sie tun und handeln. Es kann durchaus sein, dass ein Museum einlädt, aber der demokratisch-kulturelle Raum muss sich nicht zwangsläufig im Museum befinden. Ein Repair-Café oder ein Gemeinschaftsgarten ist für mich zum Beispiel auch ein demokratisch-kultureller Raum. Unsere Räumlichkeiten der Stiftung sind so gesehen auch ein solcher Raum.

Bei demokratischen Räumen geht es natürlich auch immer – im Laufe Ihres Projektes werden Sie wahrscheinlich auch ähnliche Schlagwörter hören – um Begriffe wie Beteiligung, Diskussion, Dialog, aber eben auch Streit. Darum, immer wieder Fragen zu stellen und immer wieder neue Aspekte hereinzubringen. Aber eben auch darum, über Zukunft zu sprechen. Es geht immer wieder um die Frage, welche Gesellschaft wir sein wollen. Im Futur II: „Wer möchte ich am Ende gewesen sein?“ Und: „In welcher Gesellschaft möchte ich gelebt haben?“ Da wird gestritten und es werden vielleicht auch Vorschläge gebracht, die nicht realisierbar sind und es vielleicht niemals sein werden. Es gehört aber dazu, dass verhandelt und gemeinsam gesprochen wird, ohne irgendetwas von vornherein auszuschließen. Ich glaube, diese Zukunfts- und Möglichkeitsräume, über die FUTURZWEI im Rahmen der Ausstellung gesprochen hat, waren auch immer kulturell und demokratisch gemeint. Da gibt es wahrscheinlich eine Schnittstelle.

Interview am 08.06.2020

Dana Giesecke, Elke Zobl, Timna Pachner ( 2021): „Wie wollen wir gelebt haben?“. Geschichten zum Gelingen eines sozial-ökologischen Wandel.
Dana Giesecke von FUTURZWEI im Gespräch mit Elke Zobl und Timna Pachner. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/wie-wollen-wir-gelebt-haben/