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Experimentierräume im Kontext von Klimawandel und Nachhaltigkeit

Überblick über die Beiträge

Dementsprechend widmet sich der erste, einführende Beitrag mit dem Titel Geschichten ‚mit Zukunft‘. Pop-Up-Erzähllabore als künstlerische Experimentierräume im Kontext Klimawandel und Nachhaltigkeit – verfasst von uns, Katharina Anzengruber und Elke Zobl – dem Projekt Räume kultureller Demokratie. Nach einer kurzen Einführung in das Projekt und seine Ausgangspunkte werden Einblicke in die Praxis gegeben, und zwar anhand von Pop-Up-Erzähllaboren in Mattsee (einer Marktgemeinde im Land Salzburg) unter dem Motto Zukunft mit Zukunft. Diese wurden mit den Künstler:innen Jan-Phillip Ley, Stephanie Müller und Klaus Erika Dietl durchgeführt. Dabei setzen wir uns einerseits mit der Frage auseinander, wie es gelingen kann, Experimentierräume zu eröffnen, so mit Menschen ins Gespräch zu kommen und Geschichten ‚mit Zukunft‘ zu sammeln. Anderseits stellen wir uns aber auch die Frage, welche Herausforderungen damit einhergehen.

Im Open Space findet sich zu den Aktivitäten in Mattsee eine Collage mit Bildern und Zitaten – umgesetzt von Timna Pachner – die auf visueller Ebene Einblicke in die Pop-Up-Erzähllabore gewährt.

Geschichten ‚mit Zukunft‘, wie sie im Rahmen unseres Projektes, etwa in Lehrveranstaltungen von Studierenden als Audiobeiträge produziert wurden und weiterhin werden, sind – ebenfalls im Open Space – unter dem Titel Geschichten ‚mit Zukunft.‘ Nachhaltigkeit erzählen zu finden und können dort angehört werden.

Das Sammeln von Geschichten vor dem Hintergrund der Frage Wie wollen wir gelebt haben? beschäftigt auch Dana Giesecke, Leiterin von FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit. Im Interview berichtet sie unter anderem von einem FUTURZWEI-Projekt, in dem es darum geht, Geschichten des Gelingens eines sozial-ökologischen Wandels zu sammeln, aufzubereiten und zu veröffentlichen.

Alle weiteren Beiträge der Rubriken Articles, Interviews und Open Space dieser Ausgabe des eJournals lassen sich – trotz vielfältiger Querverbindungen – im Wesentlichen einem von drei Themensträngen zuordnen, die jeweils Aspekte behandeln, die uns im Projekt Räume kultureller Demokratie umtreiben:

Themenstrang 1: Reallabore als Experimentierräume

Ein Beispiel für Experimentierräume, in denen transdisziplinär zusammengearbeitet wird, mit dem Ziel „Wandel zu gestalten“, stellen Reallabore dar. Als Reallabor bezeichnet man „ein Forschungsformat, in dem transdisziplinär geforscht wird und gleichzeitig ein expliziter transformativer Anspruch verfolgt wird“ (Di Giulio/Defila 2018: 9).star (*2) Sie sind hybride Gebilde an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft, sind also partizipativ auf die Beteiligung von Wissenschafter:innen und Akteur:innen aus der Praxis und Zivilgesellschaft angelegt und verfolgen eine dreifache Zielsetzung: Die Produktion von Erkenntnissen und Wissen (Forschungsziele), das Anstoßen von Transformationsprozessen (Praxisziele) sowie ein Voneinander-Lernen und Vermitteln (Bildungsziele) (vgl. Di Giulio/Defila 2018: 11).star (*2) Sie sehen sich also einerseits im Kontext einer transformativen Forschung, die gesellschaftliche Veränderungen untersucht, andererseits aber auch auf eine gesellschaftliche Transformation in Richtung Nachhaltigkeit hinwirkt. Dementsprechend sollten sie langfristig – im Idealfall über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten – angelegt sein. Der Kern von Reallaboren sind Realexperimente. In ihnen werden Innovationen erprobt und in Bezug auf ihre Übertragbarkeit auf andere Kontexte überprüft. Zentral ist es, verschiedene Beteiligungsformate mit je unterschiedlicher Beteiligungsintensität zu integrieren: Solche Formate können von Erklärvideos, Podcasts, Mobile-Reporting-Beiträgen, Gesprächsreihen oder Bürger:innenforen über Stadtspaziergänge, Reparaturcafés, Kleider- oder Pflanzentauschaktionen bis hin zu Szenarien-Workshops mit verschiedenen Gruppen oder transdisziplinären Projektseminaren mit Studierenden reichen.*2 *(2)

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Cort, Todd/Frank, Theresa (2020). Ergebnisbericht des Global Survey zu Nachhaltigkeit und den SDGs. Bekanntheit, Prioritäten, Handlungsbedarf. Hamburg. Online unter https://www.globalsurvey-sdgs.com/wp-content/uploads/2020/01/20200123_SC_Global_Survey_Ergebnisbericht_deutsch_final.pdf, abgerufen am 10.10.2021.

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Di Giulio, Antonietta/Defila, Rico (Hrsg.) (2018). Transdisziplinär und transformativ forschen. Eine Methodensammlung. Wiesbaden: Springer VS.

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Figueres, Christina/Rivett-Carnac, Tom: The Future We Choose. Surviving the Climate Crisis. London: Manilla Press, 2020.

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Göpel, Maja: Unsere Welt neu denken. Eine Einladung. Berlin: Ullstein Verlag, 2020.

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Guterres, Antonio (2020). In United Nations (Hrsg.), Ziele für nachhaltige Entwicklung. Bericht 2020 (S. 2). New York. Online unter https://www.un.org/Depts/german/millennium/SDG%20Bericht%202020.pdf, abgerufen am10.10.2021.

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Helga Kromp-Kolb und Herbert Formayer: Plus zwei Grad: Warum wir uns für die Rettung der Welt erwärmen sollten. Graz: Molden Verlag: 2018.

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Lenton, Timothy M./Rockström, Johan/Gaffney Owen/Rahmstorf, Stefan/Richardson, Katherine/Steffen, Will/Schellnhuber, Hans Joachim: Climate tipping points ‑ too risky to bet against. Nature 575, 592-595 (2019). doi: 10.1038/d41586-019-03595-0. Online unter https://www.nature.com/articles/d41586-019-03595-0.

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Quartier Zukunft (Hg.): Dein Quartier und Du. Nachhaltigkeitsexperimente im Reallabor zu Nachbarschaften, Bienen, Naschbeeten, Kreativität und Konsum. Karlsruhe: Scientific Publishing, 2020.

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Schneidewind, Uwe (2014): Von der nachhaltigen zur transformativen Hochschule: Perspektiven einer „True University Sustainability“. In: Umweltwirtschaftsforum, Jg. 22, Nr. 4, S. 221-225, 2014. Online unter http://dx.doi.org/10.1007/s00550-014-0314-7

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Welzer, Harald: Alles könnte anders sein. Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen. Frankfurt am Main: Fischer, 2019.

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Wiedmann, Thomas/Lenzen, Manfred/Keyßer, Lorenz T./Steinberger, Julia K. Scientists’ warning on affluence. Nature Communications (2020) 11: 3107.

Maja Göpel bei Fridays for Future in Berlin, zitiert in https://www.emma.de/artikel/maja-goepel-die-visionaerin-337675.

Beispiele für verschiedene Beteiligungsformate finden sich auf der Website zum Projekt „Energietransformation im Dialog“ des „Quartier Zukunft“: https://www.quartierzukunft.de/forschung/energiedialog/; https://www.dialog-energie.de/formate/.

Verschiedene Initiativen arbeiten in diesem Bereich, zum Beispiel Museums for Future  (http://www.museumsforfuture.org), Ki Culture  (https://www.kiculture.org/), Curating Tomorrow  (https://curatingtomorrow236646048.files.wordpress.com/2019/12/museums-and-the-sustainable-development-goals-2019.pdf).

Elke Zobl, Katharina Anzengruber ( 2021): CREATE!. Experimentierräume im Kontext von Klimawandel und Nachhaltigkeit. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 12 , https://www.p-art-icipate.net/create/