Warum also Schule?
Lernen bzw. Bildung als ein Prozess der Subjektformation (in den potenziell eingegriffen werden kann) ist daher ebenso durch Machtverhältnisse strukturiert und gesteuert. Nach Spivak ist jede Art von Bildung gewaltvoll, doch es geht darum, die Gewalt möglichst transparent und möglichst gering zu halten (vgl. z.B. Castro Varela 2007). (*2)
Aufgrund all dieser Zusammenhänge und Mechanismen ist das Verlernen relevant. Verlernen ist etwas Aktives; eine intellektuelle Leistung, im Zuge dessen mensch die oben angeführten Zusammenhänge erkennt und aktiv an der Dekonstruktion derselben arbeitet. Verlernen ist keine Selbstzensur. Verlernen ist auch nicht vergessen. Es ist viel komplizierter: Verlernen ist eine Intervention in den Prozess der Subjektformation. „Privilegierte müssen ihre Privilegien als Verlust lernen“, erklärte Dhawan nach Spivak (‚Learning privilege as a loss‘). Der Schlüssel ist, Komplexitäten anzuerkennen und vor allem zu verstehen. Denn Dogmatismus und Gewalt entstehen, wenn Zusammenhängen Komplexitäten verwehrt werden. „Veränderung funktioniert nur, wenn man Komplexität versteht“, erläuterte Dhawan.
Daher schreiben Lôbo und Seefranz (2017) (*7) im Konzept der Night School: „Trotz alledem, die Night School setzt auf die Schule“ und zitieren bell hooks: „The classroom remains the most radical space of possibility.“