„Warum ist das so?“

Reflexionen zum Projekt „Making Art, Making Media, Making Change!“

Ziele und Ergebnisse des Projektes

Alternative Medien und kulturelle Produktion im Kontext der neuen sozialen Bewegung des Feminismus können als Beispiel einer lebendigen partizipativen, kritischen Kultur und als lokale, transnationale und virtuelle Vernetzung in schulischen und außerschulischen Kontexten erfahren werden. Zentral für die Integration von solchen Praxen in eine gesellschaftsbezogene, kontextuelle Lernumgebung ist, dass der Prozess und nicht das Produkt entscheidend ist und das „learning by doing” im Vordergrund steht.

ZIEL 1 sah die Durchführung von österreichweiten mobilen „Culture & Media Picknicks“ mit geschlechtergemischten und mädchenspezifischen Gruppen (Alter 12-26 Jahren) sowie eines mehrtägigen mädchenspezifischen „Making Art, Making Media, Making Change! Grrrls Camp“ vor.
Hierfür wurden zusammen mit Kunst- und Medienproduzent_innen drei Workshopmodule entwickelt: eine Comic-Werkstatt (mit der Comic-Zeichnerin Ka Schmitz), ein Mode-Labor als Experimentier-Werkstatt zum Phänomen Craftivism (mit der Textil-Aktivistin Stephanie Müller) und ein Zine-Workshop (mit Elke Zobl und Stefanie Grünangerl). Die Workshops konnten in Kombination oder einzeln für Schulklassen, Jugend- und Mädchengruppen organisiert werden und reisten durch ganz Österreich. Von März 2014 bis Mai 2015 wurden 27 Workshops an 14 Institutionen mit 343 Teilnehmer_innen durchgeführt. Der überwiegende Teil der Workshops (nämlich 18) waren mädchen- beziehungsweise frauenspezifisch.

Das viertägige Grrrls Camp wurde in Kooperation mit dem Verein VIELE – einem Verein zur interkulturellen Frauen- und Bildungsarbeit – in der Stadt Salzburg als Semesterferienprogramm organisiert, an dem Mädchen im Alter zwischen 10 und 17 Jahren teilnahmen.
Die abschließende Ausstellung im Kunstraum enter: im KunstQuartier präsentierte das Projekt und gab den von den Jugendlichen selbst produzierten Materialien Raum und somit auch Sichtbarkeit.

In ZIEL 2 sollten die in den vorangegangenen Forschungsprojekten recherchierten und dokumentierten Kultur- und Medienprojekte in einer anschaulichen und aktualisierten Auswahl zusammengestellt und interessierten Institutionen und Multiplikator_innen zur Verfügung gestellt werden.
Im Zuge dessen wurde im Mai 2014 das Grrrl Zine Archiv im gendup-Zentrum der Universität Salzburg mit einer Diskussionsrunde mit feministischen Medienmacherinnen offiziell eröffnet. Das Archiv umfasst eine Sammlung von 2300 Zines, die ich seit 1999 gesammelt habe. Aus diesem Fundus und weiteren akquirierten Materialien wurde eine mobile Leselounge mit den Primärmaterialien entwickelt und zusammengestellt, die die Workshops begleitete beziehungsweise Teil von Ausstellungen wurde. Diese in „genähten Wandschränken“ präsentierte Sammlung ist ein mobiles Archiv, das relativ schnell auf- und wieder abbaubar ist, und auch nach Ende der Projektlaufzeit von interessierten Institutionen ausgeliehen werden kann.

In ZIEL 3 ging es um die Entwicklung, Umsetzung und Veröffentlichung von künstlerisch-pädagogischen Materialien aus alternativen, feministischen Medien in Form einer Toolbox sowie um die Schaffung von Angeboten zur Fortbildung für Multiplikator_innen.
Die mit den Kooperationspartner_innen entwickelte Toolbox umfasst Module für die drei entwickelten Workshops (Comics, Craftivism und Zines) sowie pädagogische Materialien zur eigenständigen Umsetzung von Workshops. Insgesamt drei Toolbox-Taschen wurden fertiggestellt, die nun Lehrer_innen und Multiplikator_innen darin unterstützen sollen, eigene Projekte und Workshops im Bereich der feministischen Medien- und Kulturproduktion für Jugendliche zu entwickeln und umzusetzen.

Die Making Art, Making Media, Making Change! Toolbox beinhaltet:

Handbuch – Überblick über den Kontext sowie pädagogische Einbettung
Handlungsanregungen für die Workshop — Leitfäden für das Arbeiten mit den Materialien
Anschauungsmaterial  ‑ Zines, Comics, Crafting-Projekte als Primärmaterialien
Bildkarten — Beispiele künstlerischer und medialer Arbeiten
Sprechblasen — Zitate von Kulturproduzent_innen (auf Deutsch und Englisch)
How-To-Guide — Anleitungen aus dem Do-it-Yourself-Kontext zur weiteren Nutzung
Material-Kit ‑ Basis-Werkzeuge (wie Schere, Klebstoff, Stift)
Ziel der Workshops war es, einer konsumierenden Haltung produktive Kritik am Bestehenden sowie Selbstbestimmung und Selbstermächtigung entgegenzusetzen und (macht-)kritische Denk- und Meinungsbildungsprozesse anzuregen: Sozusagen den Übergang vom konsumierenden „Sich-berieseln-Lassen“ zum selbsttätigen Tun im Sinne des „Do-it-yourself“ und einer partizipativen Kultur anzustoßen.

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Eismann, Sonja/Zobl, Elke (2011): Radical Crafting, DIY-Aktivismus & Gender-Politiken. Einleitung. In: Eismann, Sonja/Gaugele, Elke/Kuni, Verena/Zobl, Elke (Hg.): Craftista! Handarbeit als Aktivismus ). Köln: Ventil Verlag. 188-197.

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Eismann, Sonja/Gaugele, Elke/Kuni, Verena/Zobl, Elke (Hg.) (2011): Craftivista: Handarbeit als Aktivismus. Ventil Verlag: Mainz.

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Gießner-Bogner, Ulrike (2010): Kulturvermittlung in neuen sozialen Kontexten 2005-2010. Wien: Kulturkontakt Austria.

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Harris, Anita (2004): Future girl: Young women in the twenty-first century. London: Routledge.

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Jenkins, Henry et al. (2006): Confronting the Challenges of Participatory Culture: Media Education for the 21st Century. Online unter http://digitallearning.macfound.org/atf/cf/%7B7E45C7E0-A3E0-4B89-AC9C-E807E1B0AE4E%7D/JENKINS_WHITE_PAPER.PDF (letzter Zugriff: 11.09.2013).

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Müller, Stephanie (2007). Putting the F-Word on the Fashion Map: Wenn Mode radikal wird. In: Eismann, Sonja (Hg.): Hot Topic. Mainz: Ventil Verlag. 164-183.

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Nguyen, Mimi. (2000): Ohne Titel. Punk Planet 40. Online unter http://threadandcircuits.wordpress.com/2010/03/28/58/ (letzter Zugriff: 11.09.2013).

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Piepmeier, Allison (2012): Pedagogy of Hope: Feminist Zines. In:Zobl, Elke/Drüeke, Ricarda (Hg.): Feminist Media: Participatory Spaces, Networks and Cultural Citizenship. Bielefeld: transcript. 250-264.

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Reitsamer, Rosa/Zobl, Elke (2010): Youth Citizenship und politische Bildung am Beispiel der Ladyfeste. Magazin Erwachsenenbildung.at. 11, online unter: http://www.erwachsenenbildung.at/magazin/10-11/meb10-11.pdf (letzter Zugriff: 11.09.2013).)

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Reitsamer, Rosa/Zobl, Elke (2011): Queer-feministische Comics. Produktive Interventionen im Kontext der Do-It-Yourself Kultur. In: Eder, Barbara/Klar, Elisabeth/Reichert, Ramon (Hg.): Theorien des Comics. Bielefeld: transcript. 365-382.

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Reitsamer, Rosa/Zobl, Elke (mit Stefanie Grünangerl) (2012): Feminist Media Production in Europe: A Research Report. In: Zobl, Elke/Drüeke, Ricarda (Hg.): Feminist Media: Participatory Spaces, Networks and Cultural Citizenship. Bielefeld: transcript. 21-54.

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Zobl, Elke (2012): Kommunikation und Lernen in partizipativen kulturellen und medialen Räumen. Medienimpulse: Beiträge zur Medienpädagogik. Ausgabe 4/2012. Online unter http://www.medienimpulse.at/articles/view/487 (letzter Zugriff: 11.09.2013).

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Zobl, Elke (2011a): Grrrl Zines: Fanzines mit feministischem Anspruch. In: Bernd Hüttner, Christiane Leidinger und Gottfried Oy (Hg.): Handbuch der ALTERNATIVmedien 2011/2012. Printmedien, Freie Radios & Verlage in der BRD, Österreich und der Schweiz. Neu-Ulm: Verlag AG SPAK. 88-97.

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Zobl, Elke (2011b) „A kind of punk rock ‘teaching machine’”. Queer-feministische Zines im Kunstunterricht. In: Art Education Research: Queer und DIY im Kunstunterricht. Jg. 2 (3). Online unter: http://iae-journal.zhdk.ch/files/2012/02/eJournal-AER-no-3_Zobl.pdf

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Zobl, Elke/Drüeke, Ricarda (Hg.) (2012): Feminist Media: Participatory Spaces, Networks and Cultural Citizenship. Bielefeld: transcript.

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Grassroots Feminism: Transnational Archives, Resources and Communities. www.grassrootsfeminism.net. Seit 8.3.2009.

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Grrrl Zine Network. A Resource Site for Grrrl, Lady, Queer and Trans Folk Zines and Distros from around the Globe. 2001-2009. http://grrrlzines.net

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Making Art, Making Media, Making Change! Ein Wissenschaftskommunikationsprojekt. www.makingart.at. Seit 2014.

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Making Art- Taking Part! Künstlerische und kulturelle Interventionen von und mit Jugendlichen zur Herstellung von partizipativen Öffentlichkeiten. Ein Sparkling Science-Projekt. http://www.takingpart.at/. Seit 2014.

Dieser Text wurde im Rahmen des Wissenschaftskommunikationsprojektes „Making Art, Making Media, Making Change!“ (gefördert vom FWF, WKP10) verfasst.
Das Projekt ist am Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion verankert, und beinhaltet Workshops im Feld kultureller Produktion. Diese Reflexion ist im Sinne des Themas „Re-Think“ als unabgeschlossen und unabschließbar anzusehen, die mehr Fragen und mehr Antworten aufwirft: Es ist also kein Versuch Antworten zu finden, sondern die Prozesse, die im Rahmen dieses Projektes und ihrer Weiterentwicklung stattgefunden haben, zu überdenken und weiterzudenken. Es ist sozusagen ein persönliches Innehalten.

Laufzeit: 1.3.2014-30.9.2015. Team: Elke Zobl, Ricarda Drüeke, Stefanie Grünangerl. KooperationspartnerInnen: Prof. Carmen Mörsch, Institute for Art Education, Zürcher Hochschule der Künste (Schweiz), Büro trafo.K (Wien), Make It: Mädchenzentrum Salzburg, Mona-Net: Mädchen Online Netzwerk Austria, Frauenbüro Stadt Salzburg, verschiedene Kultur- und Medienproduzent_innen.

Gefördert von Sparkling Science ‑ einem Programm des Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Laufzeit: 1.10.2014-30.9.2016. Team: Elke Zobl, Elke Smodics, Laila Huber, Veronika Aqra. In Zusammenarbeit mit der Neue Mittelschule Liefering (Brigitte Werdenig-Gruber) und dem Bundesoberstufenrealgymnasium Mittersill (Nathalie Gantner). KooperationspartnerInnen: Moira Zoitl, Katharina Kapsamer, Elisabeth Klaus und Ricarda Drüecke, Fachbereich Kommunikationswissenschaft, Universität Salzburg, Iwan Pasuchin, Institut für Gesellschaftliches Lernen und Politische Bildung/Pädagogische Hochschule Salzburg, Carmen Mörsch, Institute for Art Education, Zürcher Hochschule der Künste (Schweiz), Hans Holzinger und Walter Spielmann, Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen Salzburg, KünstlerInnen und Kulturschaffende.

Elke Zobl ( 2015): „Warum ist das so?“. Reflexionen zum Projekt „Making Art, Making Media, Making Change!“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 06 , https://www.p-art-icipate.net/warum-ist-das-so/