Intervenieren – Forschen – Vermitteln
Künstlerisch-edukative Projekte in der Kooperation Universität – Schule.
Reflexionen zum Projekt „Making Art ‑ Taking Part!“
Auf welche Weise hat die Prozess- und Ergebnisorientierung die Zusammenarbeit mit den Schüler_innen beeinflusst?
Die Schüler_innen der NMS Liefering bauten gemeinsam mit einem Tischler einen mobilen Infowagen, der als Tauschbörse des Wissens gedacht war, und entwickelten dazu verschiedene Interaktionsformate, um Passant_innen und Besucher_innen in einen inhaltlichen Austausch einzubinden. Auf der einen Seite lenkten wir den Prozess und führten die einzelnen Vorschläge und Ideen der beteiligten Schüler_innen zusammen in eine gemeinsame Präsentationsform. Auf der anderen Seite versuchten wir stets für die Vielstimmigkeit der Schüler_innen im jeweiligen Format Raum zu schaffen. So entwickelten die Schüler_innen verschiedene Vermittlungsformate, die sich allesamt mit der Frage „Wie zusammenleben?“ auseinandersetzten ‑ von einer Würfelinstallation, über ein fotografisches Gesten-ABC hin zu Handlungsanleitungen mit Slogans und Fragen zum Pflücken (s. dazu Zobl/Huber 2016). (*7)
Die Schüler_innen des BORG Mittersill arbeiteten in zwei Gruppen, wobei die eine Gruppe Interventionen im öffentlichen Raum gestaltete, die sich mit der Problematik eines mangelnden Freiraums für die Jugendlichen beschäftigten. Hierzu entwickelten sie eine Slideshow, mittels derer sie sich in den öffentlichen Raum Mittersills einschrieben und ihrem Protest sowie ihrem Wunsch nach mehr Sichtbarkeit Ausdruck verliehen. Die zweite Gruppe bereitete eine Live-Talkshow zum Thema Jugend und Diskriminierung vor und interviewte vor laufender Kamera und ca. 50 Zuseher_innen einen syrischen Mitschüler, die Schulsprecherstellvertreterin, den Vize-Bürgermeister von Mittersill und die Stadträtin für Jugendagenden. Auch hier versuchten wir zwischen Ergebnis- und Prozessorientierung zu balancieren bzw. die goldene Mitte zu finden, um möglichst viel Raum zur Mitgestaltung und Mitbestimmung der Jugendlichen zu schaffen, aber zugleich notwendige Setzungen in Bezug auf die Schließung des Prozesses und Präsentationsformen zu machen. Analog zur Bedeutung des Spannungsverhältnisses zwischen Ergebnis- und Prozessorientierung im Rahmen des Projekts wird in den Interviews mit den Schüler_innen an mehreren Stellen ersichtlich, dass sowohl das Moment der Mitbestimmung, als auch das Moment des Öffentlich-Machens für sie eine zentrale Rolle spielte.
So führt ein Schüler der NMS Liefering zum Begriff der Mitbestimmung aus: „Wenn wir etwas mitbestimmt haben, haben alle die ganze Zeit diskutiert. Also, jeder durfte mitbestimmen, was er wollte und am Ende sind wir immer zu einem Entschluss gekommen.“ (Schüler A, NMS-Liefering)
Zugleich betont ein Schüler des BORG Mittersill das Moment des Öffentlich-Machens, des in die Öffentlichkeit Gehens, welches den Schüler-innen ein Gefühl der Wichtigkeit und des Ernstgenommen-Werdens gab, wie in diesem Zitat verdeutlicht wird:
„Und dann am Präsentationstag habe ich gemerkt, dass das schon etwas Gutes geworden ist. Dass wir etwas geschafft haben. (…) Also der Präsentationstag war für mich cool. (…) Es hat eben auch gut funktioniert. Und alle haben sich dann noch einmal angestrengt. Ich kenn ja die Leute, die oft genug blödeln und frech sind und so, die sind dann ernsthafter gewesen und irgendwie haben sie erwachsener gewirkt, kommt mir vor.“ (Schüler A, BORG-Mittersill)
Veronika Aqra, Laila Huber, Elke Smodics, Elke Zobl ( 2016): Intervenieren – Forschen – Vermitteln. Künstlerisch-edukative Projekte in der Kooperation Universität – Schule. Reflexionen zum Projekt „Making Art ‑ Taking Part!“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/intervenieren-forschen-vermitteln/