War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag

Rezension

Mit War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag bringt die österreichische Initiative Black Voices gemeinsam mit Antirassismusexpert:innen aus der afrikanischen, asiatischen, jüdischen, muslimischen und Rom:nia-Community ein Buch heraus, das vielfältige Stimmen integriert und intergenerational gelesen werden kann. In Illustrationen, Erläuterungen und Fallbeispielen werden 22 Alltagsfragen zum Thema Rassismus beantwortet und mit Wissen und Tools erweitert. War das jetzt rassistisch? deckt dabei nicht nur klassische Rassismen des Alltags auf, sondern verweist auch auf ihre ideologischen Zusammenhänge, die sowohl strukturell wie institutionell Wirkung tragen und alle – Opfer wie ‚Täter‘ – systemisch beeinflussen. Transportiert in so simplen Fragen wie: „Woher kommst du?“ oder „Zeig mal dein Haar!“ werden ideologische Raster meist unbewusst erstellt und Menschen durch koloniale Stereotype und Zuweisungen kategorisiert.

Dringlich also, dass ein Buch endlich eine People of Color-Perspektive einnimmt und Expert:innen aus unterschiedlichen Disziplinen und Communitys zu diesem Thema befragt. So werden auch scheinbar simple Handlungen in den Blick genommen, die oft übergangen und stetig reproduziert werden: So verweisen die Autor:innen beispielsweise auf Abwehrhaltungen und Rechtfertigungen der weißen Community in Bezug auf Rassismusvorwürfe, welche wiederum zu Diskriminierung und Ausschluss führen. Auch werden „Bullshit-Taktiken“ der Rechten aufgedeckt, die Strategien des Widerstands aufgreifen und für ihre Zwecke vereinnahmen. So entwickelte sich beispielsweise im Zuge der Black Lives Matter-Bewegung die All Lives Matter-Bewegung der Rechten, welche die Kämpfe antirassistischer und anti-diskriminierender Aktivist:innen verunglimpfen wollen. Auch hier verhilft das Buch zu einem breiten Wissen und zu Tools, sowohl für die Schwarze als auch für die weiße Community, die sowohl in der Diskussion, im Restaurant, oder im Gespräch mit der Großmutter helfen können.

Um nicht selbst in die Rassismus-Falle zu tappen, bietet das Buch außerdem Tipps zum Umgang mit eigenen Rassismen an, die durch Verdrängungsmechanismen, Stereotype oder Unwissenheit begangen werden können. Auch die white perspective wird hier nochmal aufgegriffen und eine Anleitung zu How tob e an ally? geboten. Begrifflichkeiten werden erklärt, die – wie ‚Intersektionalität‘,‘ Identitätspolitik‘ oder ‚Cultural Appropriation‘ – oft zu Unverständnis führen, jedoch als konkrete anti-rassistische Praktiken zum Instrument im Kampf gegen Antidiskriminierung angewendet werden können.

In vielfältigen Referenzen und Querverweisen verweist das Buch außerdem auf People of ColorAutor:innen, -Künstler:innen, Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen und erweitert so den Kontext des Buches über seine Grenzen hinaus.

Nicht zuletzt ist es ein Buch, das mit viel Witz und Ironie, aber auch mit Ernst und Dringlichkeit eines der brisantesten Themen unserer Zeit aufgreift. Ein Buch, das jede:r mal gelesen haben sollte.

Black Voices (Hg.) (2022): War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag. Wien: Leykam.

Gwendolin Lehnerer ( 2022): War das jetzt rassistisch? 22 Antirassismus-Tipps für den Alltag. Rezension. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 13 , https://www.p-art-icipate.net/war-das-jetzt-rassistisch-22-antirassismus-tipps-fuer-den-alltag/