Es braucht Quoten, weil sich sonst nichts ändern wird

Gin Müller im Gespräch mit Elisabeth Bernroitner

Gin Müller

© Gorji Marzban

Im Interview erzählt Gin Müller über die Notwendigkeit von Quoten im Zusammenhang mit einem intersektional gedachten Diverstätsbegriff, Diversity Washing und warum Vernetzung in diesem Feld so wichtig ist.

Bitte erzähle den Leser:innen von dir. In welchem Bereich bist du tätig, wie war dein Weg dorthin und was ist dir wichtig in deiner Arbeit?

Ich arbeite zwischen verschiedenen Bereichen und das ist mir auch sehr wichtig. Ich habe sehr regelmäßig am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien Lehraufträge und war von 2017-19 Gastprofessor an der Akademie der bildenden Künste Wien (Karenzvertretung für Ashley Scheirl). Schwerpunktmäßig bin ich sehr stark im Bereich von Gender und queeren Thematiken, aber auch im Feld Antirassismus und immer mehr in intersektionalen Bereichen tätig.

Auf der anderen Seite komme ich aus der Theaterpraxis. Ich würde mich sehr stark dem freien Theater zurechnen, wobei meine Anfänge auch im institutionellen Theater, z.B. im Schauspielhaus liegen. Die letzten zehn, fünfzehn Jahre habe ich regelmäßig Produktionen im brut-Koproduktionshaus gemacht, also verstärkt an der Schnittstelle von Theater und Performance gearbeitet. Das dritte Standbein ist immer mal wieder der Aktivismus. Ich war beim Refugee Protest und der Queer Base aktiv, und viel früher gegen die schwarz-blaue Regierung und im noborder-Netzwerk.

Diese drei verschiedenen Bereiche fließen zum Teil ineinander und ergänzen sich. Denn ich sehe mein Theater doch auch als politisches Theater und meine Lehre durchaus als politische Vermittlungsarbeit oder künstlerisch-politische oder aktivistische Vermittlungsarbeit. Bei Aktivismus habe ich oft das Gefühl, dass auch künstlerische Perspektiven oder konzeptionelle dramaturgische Perspektiven eine Rolle spielen oder notwendig sind.

Sodom Vienna 2020/21 © Sarah Tasha Hauber

Sodom Vienna 2020/21 © Sarah Tasha Hauber

Was hast denn du bisher von D/Arts – Projektbüro für Diversität und urbanen Dialog mitbekommen und wie bist du involviert?

Ich finde super, dass es D/Arts gibt, und war auch beim ersten großen Treffen im zehnten Bezirk im Kulturhaus Brotfabrik. Dort habe ich beim World Café gemeinsam mit Renate Höllwart eine Diskussionsrunde moderiert und fand den Austausch und den Dialog mit den Leuten, die dort waren, sehr interessant. Ich verfolge über Facebook mit, was bei D/Arts passiert, weil ich die Initiative so wichtig finde, und stimme, was Diversität angeht, in vielen Punkten überein.

Du siehst also deine Perspektive und deine Anliegen dort thematisch vertreten?

Ja, absolut.

Gin Müller, Elisabeth Bernroitner ( 2022): Es braucht Quoten, weil sich sonst nichts ändern wird. Gin Müller im Gespräch mit Elisabeth Bernroitner. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 13 , https://www.p-art-icipate.net/es-braucht-quoten/