Im Gespräch mit Anke von Heyl über ArtEduTalk

Auf Twitter ans Eingemachte gehen

ArtEduTalk: Das Vermittlungsformat der Twittergespräche im Kontext von Art Education und Kunstvermittlung

Ein Interview mit Anke von Heyl von Anita Thanhofer

Interview am 25.2.2020

Anke von Heyl gründete gemeinsam mit Anita Thanhofer das Projekt ArtEduTalk, das als interaktives Twitter-Gespräch startete und mit einem Blog erweitert wurde. Die Twitter Gespräche fanden zwischen 2017 und 2018 statt. Das Ziel des ArtEduTalks war, Kulturvermittler*innen zu vernetzen und neue Möglichkeiten für Kunst- und Kulturvermittlung im Netz zu eröffnen. Für das Projekt Räume kultureller Demokratie schlüpft Anita Thanhofer in die Rolle der Interviewerin und spricht mit ihrer Kollegin Anke von Heyl über die Anfänge des Formats ArtEduTalk, auftretende Schwierigkeiten und den Raumbegriff in der digitalen und analogen Kunstvermittlung.


Welche Idee lag ArtEduTalk zugrunde und wie bist du zu diesem Projekt gekommen?

 

ArtEduTalk zählt zu jener Art von Projekten, wie ich sie häufiger durchführe. Deren Ziel ist, innerhalb von Netzwerken, die durch Kontakte im Internet entstanden sind, einen Austausch zu schaffen. Wir überlegten im Projekt gemeinsam, was wir aus dem schon bestehenden Netzwerk heraus noch weiter entwickeln könnten. Wir beide haben uns ja über den Social-Media-Kanal Twitter kennengelernt und begonnen, uns über das gemeinsame Thema der Kunstvermittlung auszutauschen. Ich kannte bereits verschiedene Formate auf Twitter, wie den EdChat oder den BibChat, und war von der Möglichkeit angetan, auch mit den Kulturvermittler*innen auf Twitter einen Austausch anzuregen. Damit war das Projekt ArtEduTalk geboren, das den Teilnehmenden den Diskurs mit Kolleg*innen ermöglichte, mit denen sie über soziale Netzwerke bereits ‚verbandelt‘ waren. Um diesen anzuregen, setzten wir gezielte Impulse und versuchten, uns regelmäßig jeweils bestimmter Themen anzunehmen. Dann habe ich mich gefragt, warum ich das Projekt alleine moderieren soll und habe dir vorgeschlagen mitzumachen. Wir waren beide daran interessiert, noch weitere Kulturvermittler*innen zu treffen und uns mit ihnen auszutauschen, sodass wir uns überlegten: „Welche Themen stehen im Raum? Mit welchen Themen wollen wir uns beschäftigen?“ Dann richteten wir eine Website und schon konnten wir starten. Inhaltlich war es überhaupt kein Problem, das Projekt sehr schnell zu füllen und uns über neue Themen abzustimmen, mit denen wir uns beschäftigen wollten. Darüber hinaus verfolgten wir mit der Realisation des ArtEduTalk die Mission auszuloten, wie man die Kunst- und Kulturvermittlung im Netz vorantreiben kann.

Welche theoretischen oder methodischen Bezugspunkte waren in der Entwicklung des Projektes ArtEduTalk wichtig?

 

Beim Projekt ArtEduTalk handelte es sich um ein Experiment. Es gab, wie bereits erwähnt, bestimmte Blaupausen, den BibChat oder den EdChat, an denen wir uns orientierten, um eine konkrete Struktur anzubieten und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. In Bezug auf die methodische Ebene war ein großes Bedürfnis da, auf einer Metaebene zu kommunizieren. Genau das ist in den sozialen Netzwerken schwierig. Hier geht es beispielsweise gerne mal um das gepostete Essen oder um Inhalte, die man im Analogen als ‚Flurfunk‘ bezeichnen würde. Wenn man irgendwo fest angestellt ist, finden die besten Gespräche meist in der Kaffeeküche oder zwischen den Zimmern auf dem Flur statt. Die Kunst dabei ist es, daraus etwas Diskursfähiges zu entwickeln. Oder Ideen für gemeinsame Projekte herauszufiltern. Ich habe Twitter immer als meinen ‚Flurfunk‘ bezeichnet, wobei die Herausforderung auch im digitalen Raum besteht, diese ‚Gespräche zwischendurch‘ zwar zuzulassen, aber den Fokus dann auf wirklich interessante Themen zu lenken. Wir mussten uns also die grundlegende Frage stellen: „Wollen wir ans Eingemachte gehen anstatt eines lustigen Gedanken-Ping-Pongs?“ Mir war wichtig, einerseits wirklich Wissen zusammenzubringen, im Sinne von ‚Crowd-Sourcing‘: Jede*r weiß schließlich etwas. Andererseits war es mir wichtig zu fragen, wie dieses Wissen zum Vorteil für alle genutzt werden könne. Das waren gewissermaßen methodische Ansätze: Möglichkeiten zu finden, Diskussionen auf einer Metaebene anzustoßen und Schwarm-Intelligenz nutzen zu können.