Elisabeth Schmirl: Squares. 2009
von Josef Kirchner
Elisabeth Schmirl, bildende Künstlerin aus Salzburg und Mitbegründerin des Projektraums „periscope“*1 *( 1 ) , beschäftigt sich in Teilen ihrer Arbeit mit digitalem Bildmaterial, das sie über aktive Suche im Internet findet. Präziser formuliert nimmt sie sich scheinbar privater Bilder fremder Menschen an, die diese allerdings der Öffentlichkeit freiwillig zur Verfügung stellen.
Sie schafft es einerseits, die Information, die sie rein durch das Abbild, die Momentaufnahme eines Menschen, erhält, zu einem Portrait zu transferieren und diese Information zu real existierender, haptisch und ohne zusätzlicher Hilfsmittel erfassbarer, Kunst zu machen – andererseits legt sie auch ein kulturgeschichtliches Zeugnis über die Selbstdarstellung unterschiedlicher Menschen im digitalen Raum ab.
Die Künstlerin erfasst nicht nur die individuellen Posen, Gesichtsausdrücke und Körperhaltungen digital veröffentlichter Bilder, sondern zeigt auch auf, dass jedes Bild, Schnappschuss oder gestellt, von der dargestellten oder der fotografierenden Person als veröffentlichungswürdig empfunden wurde. Neben der Vielfältigkeit ergibt sich teilweise eine Serialität: Diese wird zum einen von der Künstlerin durch die Verwendung gleicher Bildformate und -stile herbeigeführt, wie beispielsweise im Falle der hier besprochenen Serie Squares. Zum anderen ergibt sich die Serie aber auch aus dem herangezogenen Bildmaterial. Gewisse Posen und Gesichtsausdrücke beinhalten spezielle Codes, die, über das Internet oder im Speziellen über Social Media transportiert, von BenutzerInnen dieser Medien entschlüsselt werden können – in Galerien und Museen, wo sie als Schmirls Gemälde (neu) zu entdecken sind, können sie durchaus verstören und Un- bzw. Missverständnisse auslösen.
Immer mitgedacht werden muss die Intention der abgebildeten Personen, die die Fotos von sich zur Veröffentlichung freigegeben haben und damit ihr digitales Erscheinungsbild mitbestimmt haben. „Der ständige Wunsch nach Verbesserung und Neugestaltung des (digitalen) Selbst und die immer größer werdende Distanz zum Real-Ich stehen am Ende des Gedankengangs.“ (* 1 )
( 2013): Kunst & Social Media. Ausgewählte künstlerische Positionen zum Web 2.0. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 02 , https://www.p-art-icipate.net/kunst-social-media/