Interview: Eva Fischer
„(Selbst-)Reflexion ist eine der wichtigsten Voraussetzungen“
Eva Fischer, Gründerin und künstlerische Leiterin des sound:frame Festivals, war anlässlich eines Gastvortrages im Sommersemester 2013 beim Studienschwerpunkt „Cultural Production & Arts Management“ zu Gast. Im Gespräch mit Siglinde Lang erzählt sie über zentrale Erfolgsfaktoren, aber auch Herausforderungen eines, wie sie sound:frame bezeichnet, „offenen Festivals“ (siehe auch Text von Eva Fischer: „sound:frame“)
Was zeichnet den Erfolg des sound:frame Festivals deiner Meinung nach aus?
Ich finde, dass Wien ein guter Standort für die auch international gut vernetzte Szene ist. Außerdem arbeiten immer mehr MusikerInnen mit VisualistInnen zusammen, wodurch eine Wechselwirkung entsteht. Das heißt: einerseits kann Soundframe auf diese Basis aufbauen, andererseits generiert Soundframe dadurch Öffentlichkeit. In Wechselwirkung mit einer weit reichenden Szene zu stehen, Austausch und Zusammenarbeit zu forcieren, sehe ich als zentrale Erfolgsfaktoren an, weil das Festival so auch von der Community selbst getragen wird.
Wie stark ist dieser Erfolg mit dem Organisationsgeschick von dir, als künstlerischer Leiterin, in Verbindung zu setzen?
(lacht) Als exzellentes Festival-Team, denn als das verstehen wir uns, versuchen wir uns organisatorisch und strukturell jedes Jahr neu zu definieren, zu hinterfragen und zu reflektieren. Soundframe hat noch nie gleich ausgeschaut. In dieser Offenheit, Wandelbarkeit steckt ein hohes Potential. So entwickelt es sich immer weiter und es wird nie langweilig.
… in Bezug auf die Außenwahrnehmung ist jedoch schon eine sehr einheitliche Linie erkennbar.
Ja, die Einheit des Festivals und des Corporate Design werden ausgesprochen positiv angenommen. Plakat, Sticker, Location, etc. alles kommt aus einem Guss. Ein roter Faden, inhaltlich wie auch visuell, muss sichtbar gemacht werden. Diese Einheit ist wichtig und betont, wie zentral Inhalt, Soundsystem aber auch der Außenauftritt wie etwa die Homepage ein Gesamtpaket darstellen. Design eröffnet u.a. Wiedererkennungswerte, die viel Aufmerksamkeit schaffen können; daraus ergibt sich ein gewisser Erkennungswert, der es Interessierten leichter macht, der sie motiviert, zum Festival zu gehen. Im Design können auch unterschiedliche Kontexte miteinander vermischt werden, obwohl der Kunstkontext vor allem inhaltlich etwas anderes als der Clubkontext benötigt. Im Außenauftritt kann eine visuelle Einheit bzw. Verbindung geschaffen werden.
Du hast vorhin von der Bildung einer Community als zentralem Erfolgsfaktor gesprochen. Wie geht ihr vor, damit sich diese formieren kann?
Facebook und Social Media sind besonders relevant, da dadurch viel mehr Leute eingebunden werden können bzw. diese auch DistributorInnen des sound:frames werden bzw. werden können. Insbesondere hier zeigt sich, dass sound:frame ein offenes Festival ist, obwohl es gezielt kuratiert ist. Denn dahinter steht eine große Community, mit der wir laufend kommunizieren.
Wie funktioniert dabei eure Kommunikationsarbeit? Wird gefüttert oder lasst ihr den Prozess einfach laufen?
Es geht sehr stark darum, zu füttern bzw. zu präsentieren, was gemacht wird. Zum Beispiel war sound:frame kürzlich abseits des Festivals in Wien in Moskau zur Präsentation. Da werden dann Postings vom Aufbau gepostet, um die Community an den Prozessen teilhaben zu lassen. Ziel dabei ist, das gesamte Jahr über – also neben dem Festival in Wien präsent zu sein. Ein Problem dabei ist jedoch die aktuelle Entwicklung von Facebook bzw. dessen Missbrauch als Werbemittel.
Nun zu meiner letzten Frage: Du hast eine künstlerisch-kulturelle Initiative initiiert und auch etabliert. Welche Tipps kannst du anderen Kunstschaffenden und Cultural Workers geben, um „ihr Ding“ durchzuziehen?
Grundnaivität, ansonsten würde man es nicht machen. Lehrgeld zu zahlen ist ok, solange es einen nicht in den Ruin treibt. Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit sind ebenfalls notwendig, wobei das nicht heißt, ein spezielles Ziel vor Augen zu haben, sondern oft „bloß“ weiter zu machen, nicht aufgeben bedeutet. Auch immer Feedback einzuholen ist zu empfehlen. In diesem Zusammenhang ist (Selbst-)Reflexion eine der wichtigsten Voraussetzungen.
Eva Fischer, Siglinde Lang ( 2013): Interview: Eva Fischer. „(Selbst-)Reflexion ist eine der wichtigsten Voraussetzungen“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/selbst-reflexion-ist-eine-der-wichtigsten-voraussetzungen/