Seit im September 2011 der Zuccotti Park an der New Yorker Wall Street unter dem Motto #OCCUPYWALLSTREET von DemonstrantInnen besetzt wurde, ist die Occupy-Bewegung zu einem Symbol für weltweiten Graswurzel-Protest gegen ungerechte Einkommensverteilung, spekulativen Finanzhandel, Schuldenpolitik und die Macht der Finanzmärkte an sich geworden. In zahlreichen Städten und Ländern wurden die crossmedial vernetzten Protestaktionen aus New York als Inspiration genommen, um unter dem Motto „We are the 99 %“ durch das Besetzen symbolträchtiger öffentlicher Plätze ein gerechteres Weltwirtschaftssystem zu fordern. Im Fall von „Occupy George“ besetz(t)en die beiden Designer Andy Dao und Ivan Cash aus San Francisco das kapitalistische Symbol schlechthin, um ihre Solidarität mit den Forderungen der Occupy-Bewegung zu proklamieren: den Dollarschein mit dem Konterfei des ersten US-amerikanischen Präsidenten und Nationalhelden George Washington. Die beiden Aktionisten Dao und Cash nutzen selbstentworfene und -produzierte Stempel, um 1-Dollarscheine mit fünf unterschiedlichen Infografiken zu bedrucken, die jeweils die ungerechte Einkommensverteilung in den Vereinigten Staaten verdeutlichen.
Dieser Artikel analysiert die künstlerischen und medialen Strategien des interventionistischen Projektes „Occupy George“, um die Potenziale und Fallstricke von im öffentlichen Raum agierenden, politisch motivierten Kunstprojekten darzustellen. Diese – so wird argumentiert – oszillieren zwischen einer kritischen Aneignung der medialen Öffentlichkeit und ihrer Distributionskanäle für die eigenen Zwecke und einer scheinbar notwendigen Anpassung an deren Normen. Als historische Kontextualisierung dient dabei die Praxis des „Culture Jamming“ und dessen Auseinandersetzung mit den angesprochenen Anpassungs- und Differenzierungsstrategien.
Tobias Kösters ( 2013): Money knowledge is power. Künstlerische und mediale Strategien von „Occupy George“. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/money-knowledge-is-power/