Die Arbeitsgruppe entwickelte über den Projektzeitraum drei Interventionen zum Thema Urban Citizenship in Zürich. Die erste Intervention ist eine „CityCard“, die als Personalausweis aller in Zürich lebenden Menschen dienen soll. Sie wurde in Diskussion mit EntscheidungsträgerInnen und AktivistInnen der Stadt Zürich konzipiert und soll unter anderem Polizeikontrollen in Zürich unterbinden und Menschen ohne Papiere den ihnen bisher verwehrten Zugang zur Krankenversorgung und anderen Sozialleistungen sowie die Möglichkeit einer Anzeige im Falle von Misshandlungen und anderen Übergriffen ermöglichen. Um Diskriminierungsfreiheit zu erreichen, arbeitete die Arbeitsgruppe daran, in die weitgehend unsichtbaren strukturellen Formen von Diskriminierung in öffentlichen Behörden zu intervenieren: Im Rahmen eines durch das Projekt initiierten Forschungsprojekts sollen diese in naher Zukunft untersucht und sichtbar gemacht sowie schrittweise abgebaut werden. Die dritte Intervention wurde zum Thema Gestaltungsfreiheit entwickelt: Dabei handelt es sich um den „Salon Bastarde“, welcher die Etablierung einer kanakischen Identitätspolitik im Zürcher Kontext mittels Performanceabenden an unterschiedlichen Orten anstrebt.
Zudem fand einen Tag nach dem dritten Hafenforum „Doing City“ der Auftaktkongress „Wir alle sind Zürich“ mit Organisationen und antirassistischen Gruppen und über 500 TeilnehmerInnen in den Räumlichkeiten der Ausstellung in der Shedhalle statt. Das Vernetzungstreffen löste einen weiteren Mobilisierungsschub aus: Unsere Ideen zur StadtbürgerInnenschaft in Zürich werden seitdem von den teilnehmenden Züricher Gruppen mitgetragen und weiterentwickelt.
Im Sinne meiner theoretischen einleitenden Überlegungen entwickelte das Projekt „Die ganze Welt in Zürich“ konkrete politische und soziale Maßnahmen, die zu gesellschaftlicher Veränderung führen können. Es erfüllt die Kriterien von „Minimaler Politik“ (Marchart 2010: 318) (*10) insofern, als es kollektiv entwickelt wurde und die Strategie verfolgt, majoritär zu werden. Angesteuert wird konkrete Veränderung, die Umsetzung des Modells einer StadtbürgerInnenschaft in Zürich, die für alle Menschen, die in dieser Stadt und im Kanton leben, gelten soll. Auch wenn dieses Ziel innerhalb des Zeitrahmens des Projektes noch nicht erreicht wurde, konnten erste Schritte in diese Richtung gemacht werden. Aufgrund der post-migrantischen Zusammensetzung der Arbeitsgruppe, sowie ihrer methodischen Ausrichtung, hinterfragte sie identitäre Zuschreibungen, die auf stereotypen Wahrnehmungsmustern basieren und setzte sich für ein solidarisches Handeln, abseits jeglicher paternalistischer Bevormundung des/der Anderen, ein. Sowohl PolitikerInnen und Beamte als auch große Teile der Zürcher Zivilgesellschaft setzen sich heute, ausgelöst durch das Projekt, für eine StadtbürgerInnenschaft für alle in Zürich lebenden Menschen ein.
Martin Krenn ( 2016): Das Politische in sozialer Kunst. Intervenieren in soziale Verhältnisse. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 07 , https://www.p-art-icipate.net/das-politische-in-sozialer-kunst/