Beispiel Kunst- und Kulturvermittlung im Brennpunkt
Wie herausfordernd der Versuch sein kann, Zugänge des Designs-Based Research in Projekten an den Schnitt- und Reibungsflächen zwischen Pädagogik und Kunst einzusetzen und welche Potenziale sich aus der Integration von Ansätzen der Artistic Research in die entsprechende Arbeit ergeben, soll hier anhand des Vorhabens Kulturvermittlung im Brennpunkt dargestellt werden, das sich zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Artikels (August 2016) ca. in der Halbzeit befindet. Dabei liegt der Fokus auf den mehrmaligen Präzisierungen bis hin zur Neuausrichtung des Gesamtkonzeptes im Verlauf der Arbeit, womit angestrebt ist, etwas Licht in die „Entwicklung als schwarzes Loch“ (Reinmann 2014: 64) (*22) im Forschungsprozess zu bringen.
Grundkonzept
Das Grundkonzept von Kunst- und Kulturvermittlung im Brennpunkt entstand als Antrag für das im Herbst 2014 vom Österreichischen Bildungsministerium ausgeschriebene p[ART]-Programm, in dessen Rahmen Förderungen für dreijährige Partnerschaften zwischen Schulen und Kultureinrichtungen vergeben wurden. Die eingebundene Schule war die Neue Mittelschule (früher Hauptschule) Salzburg-Lehen, an der der Autor des vorliegenden Beitrags das Fach „Kreative Mediengestaltung“ initiierte, in dem er seit 2010 selbst als Lehrender tätig ist. Als Kultureinrichtung beteiligte sich subnet (Salzburger Plattform für Medienkunst und experimentelle Technologien), wobei der Obmann Marius Schebella als zentrale Ansprechperson fungierte und auch in die konzeptionelle Entwicklung eingebunden war.
Die Grundidee bestand darin, im Projektzeitraum 2015-2017 mit subnet kooperierende KünstlerInnen einzuladen, im Rahmen des Faches „Kreative Mediengestaltung“ mit SchülerInnen der 7. und 8. Schulstufe (13-15 Jahre, 10-15 Personen) im regulären Unterricht (2 Stunden in der Woche / teilweise geblockt) mehrwöchige Workshops durchzuführen. Die einzige Vorgabe, welche Art von Projekten dabei umzusetzen wären, bestand darin, dass es um kreative Gestaltung unter Zuhilfenahme medialer Mittel (im weitesten Sinne) geht. Denn es sollten bewusst möglichst viele Freiräume sowohl für Zugänge der KünstlerInnen als auch für die Entfaltung von Ideen der SchülerInnen gelassen werden. Außerdem war geplant, dass die beteiligten KünstlerInnen mindestens zwei Workshops abhalten, um beim nächsten von ihren Erfahrungen aus dem vorangehenden profitieren zu können. Als Hauptziel aus der Perspektive der Schule wurde die Weiterentwicklung des Unterrichtsgegenstands in Richtung der Integration aktuellster Formen der Medienkunst angeführt. Die Ziele aus der Perspektive der Kultureinrichtung bestanden im Kennenlernen der Sichtweisen der beteiligten SchülerInnen auf die Kunst und einem entsprechenden Austausch mit ihnen. Im Zuge dessen wurde hervorgehoben, dass die beiden im Projekt miteinander in Beziehung zu bringenden Welten – die Sphäre der zeitgenössischen Kunst auf der einen und die Lebenswelt der Jugendlichen in einem sozialen „Brennpunktviertel“ wie Lehen*4 *(4) auf der anderen Seite – bisher kaum gemeinsame Berührungspunkte aufweisen. Die Antragsteller würden sich von dem Vorhaben einen gegenseitigen Annäherungsprozess dieser Welten versprechen.
Die – zunächst als „reines“ Design-Based-Research Projekt angelegte – begleitende Forschung wurde vom Autor (promovierter Pädagoge mit einem Forschungsschwerpunkt auf kreativ-partizipative Medienbildung) im Rahmen seiner Tätigkeit am Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion des Kooperationsschwerpunkts Wissenschaft und Kunst (Zusammenarbeit der Salzburger Universitäten Paris Lodron und Mozarteum) durchgeführt. Das Ziel des Forschungsvorhabens bestand in der Motivations- und Engagement-fördernden Gestaltung von Schulprojekten künstlerischer (Medien-) Bildung, wobei die Forschungsfragen (gekürzt widergegeben) folgenderweise lauteten:
- Welche Arbeitsweisen sowie Inhalte der zeitgenössischen Kunst- und Kulturproduktion interessieren und inspirieren die beteiligten SchülerInnen in Hinblick auf die Durchführung eigener Projekte am meisten?
- Welche Lehr- und Lernformen sowie methodischen Zugänge erweisen sich als zielführend, um sie zu einer intensiven Mitwirkung an der Gestaltung solcher Projekte zu motivieren und um ihr Engagement im (längeren) Arbeitsverlauf zu fördern?
- Wie können die Rahmenbedingungen der Institution Schule für die Durchführung derartiger Projekte optimal genutzt werden bzw. welche Möglichkeiten der Erweiterung entsprechender Handlungsräume gibt es? (detailliert siehe Pasuchin 2015a)
(*16)