World Café – Studierendenaustausch der feinen Art

Am 8. Mai 2019 trafen sich die Studierenden der Lehrveranstaltungen Sprache und Kommunikation im Kulturmanagement und Arbeitsverhältnisse und deren kritische Reflexion in Kunst und Kultur zu einem World Café in der Galerie Fünfzigzwanzig. Organisiert wurde das Event von Persson Perry Baumgartinger und Anita Moser, um Studierende unterschiedlichster Studienrichtungen sowie externe Interessierte zusammenzuführen und einen Raum für Austausch zu schaffen. An vier Tischen, moderiert von jeweils ein bis zwei Teilnehmenden, wurden bei Kaffee und Kuchen die folgenden vier Fragen diskutiert: Wie wird im Kulturbereich gearbeitet? Wie wollen wir im Kulturbereich arbeiten? Wie wird im Kulturbereich kommuniziert? Wie wollen wir im Kulturbereich kommunizieren? Anschließend präsentierten die Moderator*innen die Ergebnisse der Debatten. In diesem Bericht wollen wir, vier Studentinnen der Lehrveranstaltung Sprache und Kommunikation im Kulturmanagement, die Diskussionsergebnisse darlegen.

Die Räume der Fünfzigzwanzig eignen sich hervorragend für das Format Worldcafé. Foto: Fabian Schober

Die Räume der Fünfzigzwanzig eignen sich hervorragend für das Format Worldcafé. Foto: Fabian Schober

Wie wird im Kulturbereich gearbeitet?

Die Antworten auf diese Frage, welche teilweise auf Erfahrungen von bereits in diesem Bereich tätigen Studierenden beruhten, hinterließen bei manchen einen eher bitteren Nachgeschmack. Denn die Arbeitsverhältnisse im Kulturbereich sind weitgehend prekär und lassen Jobs in dieser Branche für Außenstehende unattraktiv wirken.

Als sehr problematisch wurde vor allem das Gehalt beschrieben. Dieses fällt, wie die bekanntlich knappen finanziellen Ressourcen verschiedener Kultureinrichtungen vermuten lassen, gering aus ‑ besonders im Verhältnis zum Arbeitsaufwand. Das niedrige Gehalt zieht sich durch fast alle Tätigkeitsfelder in der Kulturarbeit. So sind nicht nur Statist*innen oder unbekannte Künstler*innen davon betroffen, sondern auch die Angestellten ‚hinter den Kulissen‘ werden durch ihre Arbeit alles andere als reich.

Die Gruppe beim Diskutieren darüber, wie im Kulturbereich gearbeitet wird. Foto: Fabian Schober

Die Gruppe beim Diskutieren darüber, wie im Kulturbereich gearbeitet wird. Foto: Fabian Schober

Umstritten sind ebenfalls die Arbeitsverträge, in deren Bindung viele Tätige im Kulturbereich stehen. Denn diese Verträge garantieren zwar ein regelmäßiges Einkommen für die Kulturschaffenden, nehmen denselben jedoch gleichzeitig ihre zeitliche und örtliche Unabhängigkeit. So müssen sich Kulturarbeiter*innen oft an ein einziges Projekt binden, anstatt ihren Interessen vollständig nachgehen und sich an mehreren Arbeitsmöglichkeiten beteiligen zu können.

Diskutiert wurde auch der Gender Pay Gap, der auch den Kulturbereich betrifft. Obwohl hier mehr Frauen tätig sind, werden die Führungspositionen sowohl in der administrativen als auch in der künstlerischen Leitung vor allem von männlichen Kandidaten besetzt, z.B. führen Männer im musikalischen Bereich 90 Prozent der Leitungstätigkeiten aus, im Sektor des Kinos liegt der Anteil von Regisseurinnen bei 23 Prozent.

Wir kamen jedoch zu dem Schluss, dass die oben angeführte Frage nicht nur mit „unterbezahlt und mit unregelmäßigen Arbeitszeiten“ beantwortet werden kann, sondern man besonders auch die Leidenschaft und das Engagement der Kulturschaffenden berücksichtigen und betonen soll.

Die Ergebnissezum Thema Arbeit im Kulturbereich. Foto: Raphaela Schatz

Die Ergebnisse zum Thema Arbeit im Kulturbereich. Foto: Raphaela Schatz

Wie wollen wir im Kulturbetrieb arbeiten?

Am Tisch Wie wollen wir im Kulturbetrieb arbeiten? wurde ausführlich diskutiert, welche Aspekte gravierend verändert werden müssen, um die oftmals schwierige Arbeitssituation im Kulturbetrieb verbessern und effizienter gestalten zu können.

Ein in den Diskussionen immer wiederkehrendes Anliegen betrifft das stark mangelnde Ansehen von Berufen im Kulturbetrieb. In der Gesellschaft müsste daher mehr Bewusstsein für die Wertschätzung der bedeutenden schöpferischen Arbeit von Kulturberufen geschaffen werden.

Zum Thema "Wie wollen wir arbeiten" fiel den Teilnehmer*innen einiges ein. Foto: Fabian Schober

Zum Thema „Wie wollen wir arbeiten“ fiel den Teilnehmer*innen einiges ein. Foto: Fabian Schober

Zudem stellt die ungleich verteilte Finanzierung von Kultureinrichtungen ein gravierendes Problem dar. Essenziell für eine Verbesserung der Arbeitssituation wäre die finanzielle Entlastung kleiner und freier Kulturbetriebe durch mehr Unterstützung vom Staat und von privaten Akteur*innen. Genau diese Betriebe benötigen finanzielle Mittel für die Umsetzung von Projekten, Werbemöglichkeiten etc., um sich am Kulturmarkt etablieren zu können.

Als besonders wichtig erweisen sich verfügbare Räumlichkeiten für Kulturbetriebe sowie für die junge Kulturszene, um ihre schöpferische Arbeit verwirklichen zu können. Der Staat müsste mehr Einrichtungen zur Verfügung stellen, denn genau in dieser Branche herrscht ein akuter Mangel an Räumlichkeiten.

Von vielen im Kulturbereich Tätigen werden die unregelmäßigen Tagesabläufe, die kaum Zeit für ein Familienleben lassen, ebenso wie die unsicheren Anstellungsverhältnisse beklagt. Regelmäßige Arbeitszeiten, genau geregelte Arbeitsverträge sowie Fair Pay würden Kulturberufe auf Anhieb attraktiver gestalten.

Ein Auszug aus den präsentierten Ergebnissen. Foto: Raphaela Schatz

Ein Auszug aus den präsentierten Ergebnissen. Foto: Raphaela Schatz

Wie wird im Kulturbereich kommuniziert?

Am dritten Tisch zum Thema Wie wird kommuniziert? wurde zuerst unterschieden zwischen interner und externer Kommunikation in Institutionen, d.h. Kommunikation zwischen Mitarbeiter*innen einer Organisation und Kommunikation nach außen an die Zielgruppe bzw. das Publikum. Dabei ist interne Kommunikation offen, sodass alle mit allen kommunizieren können und dabei keinem geregelten Ablauf folgen müssen (außer sozial festgelegten Normen). Auch die Kommunikation mit dem Publikum ist durch Vorgaben – wenn auch andere als in der institutionsinternen Kommunikation – geregelt. Ein erheblicher Unterschied ist, dass für die Kommunikation nach außen meist extra Pläne und Strategien ausgearbeitet werden, um gezielt Publikum zu erreichen.

An diesem Tisch war die Kommunikation im Kunst- und Kulturbereich das Thema. Foto: Fabian Schober

An diesem Tisch war die Kommunikation im Kunst- und Kulturbereich das Thema. Foto: Fabian Schober

Weiters wurde diskutiert, dass elitäre künstlerische Institutionen meist elitäre Ausdrucksweisen verwenden. Dies zeigt u.a., wie sich diese Organisationen nach außen hin darstellen wollen, denn die Verwendung bestimmter Sprachen und Sprachstile bestimmt, wer sich angesprochen fühlt. Es werden also bestimmte Zielgruppen erreicht und andere ausgeschlossen. Hier stellt sich die Frage, ob verschiedene Arten der Diskriminierung vorliegen, z.B. Diskriminierung gegen Personen anderer Kulturen und Sprachen (wenn Texte nur in einer Sprache geschrieben sind). Auch die sogenannte ‚Leichte Sprache‘ findet sich selten in solchen Kunsteinrichtungen.

Vergleicht man große, elitäre Institutionen mit kleinen Vereinen, so sieht man, dass Erstere sehr kapitalorientiert und ausgrenzend in ihrer Sprache sind; wohingegen kleine Organisationen bunter und vielfältiger sind und versuchen, Menschen anderer Kulturen oder anderer Gesellschaftsschichten miteinzubeziehen. Weiters wurde in der Diskussion beobachtet, dass Kulturproduzent*innen und Kulturrezipient*innen einiger bewährter Institutionen tendenziell öfters das von oben herab Vorgelegte hinnehmen, ohne viel Bedürfnis nach Offenheit, während kleine Vereine versuchen, Kunstproduktionen viel häufiger kritisch zu hinterfragen. In der freien Kunstszene wird Kommunikation als kultureller Akt zum Austausch gesehen, der inkludierend funktioniert. Dies ist hier etwas verallgemeinernd dargestellt, kann aber durchaus beobachtet werden, wenn man einzelne Kulturinstitutionen verschiedener Art vergleicht, bzw. wenn man mit Personen diskutiert, die in eben diesen Bereichen tätig sind. So wurde an diesem Tisch auch ein bildhafter Vergleich aufgestellt, der große ‚Kulturkonzerne‘ als Tankschiffe und kleine Organisationen als Nussschalen darstellt, die gegen die enormen Öltanker wenig ausrichten können.

Die Ergebnisse in Stichworten. Foto: Raphaela Schatz

Die Ergebnisse in Stichworten. Foto: Raphaela Schatz

Wie wollen wir im Kulturbereich kommunizieren?

Auch am Tisch der Frage Wie wollen wir im Kulturbereich kommunizieren? diskutierten die Teilnehmenden lebhaft. Sie waren häufig einer Meinung, tauschten Ansichten aus und ergänzten Aspekte.

Das Thema "Wie wollen wir kommunizieren" wird hier besprochen. Foto: Fabian Schober

Das Thema „Wie wollen wir kommunizieren“ wird hier besprochen. Foto: Fabian Schober

Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass die Kommunikation im Kulturbereich vor allem einfach, transparent, sensibel, respektvoll, direkt und nicht hierarchisch sein soll. Sie wollen barrierefreie, niederschwellige, mehrsprachige und geschlechtergerechte Kommunikation im Kulturbereich, um Exklusion in jeglicher Ausprägung zu vermeiden. Zudem ist es ihnen ein Anliegen, dass die Kommunikation im Kulturbereich Feedbackorientiertheit mit sich bringt und stets inhaltsgebunden sowie kontextabhängig bleibt. Direkter interpersoneller Austausch soll ohne Umwege vonstattengehen. Einige Teilnehmende waren auch der Ansicht, die Kommunikation im Kulturbereich dürfe mutiger sein und mehr Offenheit transportieren, sodass ganz unterschiedliche Zugänge der Kommunikation gewählt werden können, intra- sowie extrainstitutionell. Die Studierenden wünschen sich mehr Sensibilität, Freundlichkeit und Deutlichkeit in der Kommunikation des Kulturbereichs. Darüber hinaus müsse man zu jeder Zeit die Zielgruppe(n) im Auge behalten und in der Vermarktung stark auf sie eingehen, wobei dennoch die inhaltliche Richtigkeit eine zentrale Rolle spiele. Viele wünschen sich Eventkalender und Newsletter, am besten städteübergreifend und transnational, um über Veranstaltungen in ihrer Umgebung besser informiert zu werden. Generell waren die Teilnehmer*innen der Meinung, verschiedene Arten der Kommunikation müssten auch unterschiedliche Methoden und Zugänge wählen, um erfolgreich zu sein. Somit könnte es beispielsweise für eine Einrichtung sehr unterstützend sein, mit einer Mischung aus verbalen und visuellen Darstellungsformen, also Texten und Bildern, in der Werbung zu arbeiten.

Diese Ergebnisse präsentierte die Gruppe zum Thema "Wie wollen wir kommunizieren?". Foto: Raphaela Schatz

Diese Ergebnisse präsentierte die Gruppe zum Thema „Wie wollen wir kommunizieren?“. Foto: Raphaela Schatz

Abschließend möchten wir gerne anmerken, dass das World Café für uns Studierende eine Erfahrung der positiven anderen Art war. Den Austausch mit anderen Student*innen, die entweder bereits im Kulturbereich tätig sind oder noch keinerlei Einblicke in diesen Sektor haben, empfanden wir als sehr bereichernd und lehrreich. Das World Café ermöglichte uns Teilnehmenden einen neuen methodischen, lebhaften Zugang zu den Lehrinhalten und war eine sehr willkommene Abwechslung in unserem Uni-Alltag. Wir werden dieses Erlebnis in positiver Erinnerung behalten.

Fiona Hendrych, Lisa Marie Mahlknecht, Hannah Mauracher, Cornelia Prichner ( 2019): World Café – Studierendenaustausch der feinen Art. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/world-cafe-studierendenaustausch-der-feinen-art/