„Ich sehe da die Möglichkeit der Buntheit …“

Conny Felice im Gespräch mit Persson Perry Baumgartinger.

Conny Felice ist seit vielen Jahren ein aktives Mitglied des gemeinnützigen Vereins Homosexuellen Initiative (HOSI) Salzburg, einem der ältesten queeren Vereine in Österreich, der verschiedene Kunst-, Kultur- und Bildungsbereiche abdeckt. Felice ist insbesondere in den HOSI-Bildungsprojekten Schule der Vielfalt und Vielfalt im Beruf beteiligt. Im Interview sprechen wir über kulturelle Teilhabe aus LGBTIQ-Sicht, safe spaces, die HOSI als wichtiger Bestandteil der Kunst- und Kulturszene Salzburgs sowie Kulturproduktion in den oben genannten Bildungsprojekten.

Was bedeutet für die HOSI Salzburg kulturelle Teilhabe?

Ich sehe da die Möglichkeit der Buntheit oder der Vielfalt, dass die Menschen überall teilhaben können, dass alles in einem sicheren Space, einem sicheren Umfeld stattfindet. Das ist ganz wichtig, weil damit die Grundstimmung geschaffen wird, aus der heraus gearbeitet werden kann. Dass Kooperationen mit anderen Institutionen möglich sind und wir in Salzburg mit vielen Menschen aus anderen Bereichen sprechen können und willkommen sind. Dass man letztendlich auch Förderungen bekommt für LGBTIQ-Projekte und als HOSI auch als Teil der Buntheit von Salzburg wahrgenommen wird. Da stehen zum Glück Stadt und Land Salzburg hinter uns.
Von der anderen Seite her gedacht, von der Seite der Einzelnen, die an der Kultur in Salzburg teilhaben: Ich bin weniger im alternativen Kulturbereich unterwegs, eher im Mozarteum und Landestheater. Da fühle ich mich sicher und bin sichtbar, auch ein paar andere sehe ich immer wieder. Das ist einfach schön, dass wir da als bunte Menschen, als vielfältige Menschen, als LGBTIQ, als queere Community teilnehmen können. Selbst in einer sehr konservativen Stadt wie Salzburg. Es könnte natürlich noch mehr sein, es gibt eben keine so alternative Szene wie in Wien, sogar in Linz gibt es wesentlich mehr alternative Kunst- und Kulturangebote.
Aber es gibt die legendären HOSI-Feste in der ARGE, die Bestandteil der Salzburger Kulturszene sind. Gerade in der Buntheit bereichert das die Salzburger Szene ganz wesentlich, das ist geradezu ein Meilenstein.

Kennst du andere queere oder LGTBTIQ-Vereine und Kunstinitiativen in Salzburg?

Es gibt ein paar Einzelkämpfer*innen, die auch im kulturellen Bereich unterwegs sind, aber nicht in einer organisierten Form.

Und weißt du, wie das am Land ist?

Noch weniger. Wir kommen mit dem Projekt Vielfalt im Beruf auch in die Gebirgsregionen, St. Johann, Zell am See und so weiter. Da merken wir, dass wir allein schon durch das, was wir dort versuchen zu vermitteln, in einem Raum ohne queere Sichtbarkeit sind. Ich glaube nicht, dass es da irgendeine Gruppierung gibt, die innergebirg aktiv wäre, geschweige denn etwas veranstaltet.

Das heißt, wenn queere Leute in Salzburg was wollen, gehen sie in die Stadt Salzburg?

Dann müssen sie nach Salzburg, ja.

Sind kulturelle Teilhabe, Kultur für alle, Zugang von LGBTIQ+ oder Vielfalt im Kulturbereich Themen für die HOSI? Wobei ich die Workshops und die Materialien, die ihr für die Workshops produziert, auch als Kulturproduktion sehe – im Sinne eines breiteren Kulturbegriffs.

Wenn für dich Kultur all das umfasst, dann sind wir breit aufgestellt, vielleicht breiter als viele andere Institutionen: Das HOSI-Fest ist eine kulturelle Sache. Mit den Queer Topics tangieren wir manchmal auch kulturelle Themen – zusätzlich kommen da Bildung, Diversität und vielleicht auch Arbeit, Kultur und so weiter dazu. Ich persönlich finde es wichtig, weil Kultur grundsätzlich das Denken aufbricht und die Kombination mit queeren Menschen oder Themen kann nur der Sache dienen – der queeren und der kulturellen Sache. Ich glaube, dass eins das andere ergibt. Mit unserem sozialen und dem Bildungsbereich sehen wir uns definitiv da drin, gerade mit Schule der Vielfalt und Vielfalt im Beruf.

Persson Perry Baumgartinger, Conny Felice ( 2019): „Ich sehe da die Möglichkeit der Buntheit …“. Conny Felice im Gespräch mit Persson Perry Baumgartinger.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/ich-sehe-da-die-moeglichkeit-der-buntheit/