„Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“

Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.

Young Krillin ist Salzburger Rapper und Gründer der in Wien und Deutschland überaus erfolgreichen Rap-Clique Hanuschplatzflow. In Salzburg ist dieser Erfolg allerdings weniger bekannt. Die Ursachen dafür und die Hürden, die junge Personen in der Salzburger Rap-Szene erleben, werden im untenstehenden Interview thematisiert. Auch werden die Relevanz der Förderung lokaler Kunst, der Barrierefreiheit sowie der Digitalisierung im Kunst- und Kulturbereich angesprochen.

Was bedeutet für dich Kunst und Kultur für alle in Salzburg und darüber hinaus?

Dazu fällt mir ein, dass es nicht ausreicht, leistbare oder kostenfreie Unterstützungsangebote für Personen zu haben, die wenig Geld haben. Sie sollten auch passend beworben werden. Sonst erreicht es wieder nicht alle. Vom Verständnis her sollte alles so niederschwellig wie möglich sein. Für Menschen mit Behinderung sollte es natürlich auch barrierefrei sein. Das Angebot sollte facettenreich sein. Man kann zwar nie alle Geschmäcker zufriedenstellen, aber es wäre cool, wenn nicht ein oder zwei Dinge überproportional unterstützt werden und andere weniger.

Es gibt viele coole Sachen in Salzburg, wo ich wirklich darüber überrascht war, welche Künstler gekommen sind. Es gab dieses experimentelle Musikfestival in der Altstadt. Sonst gibt es einfach extrem viel Klassik. Das ist auch schade, ich habe zwar nichts dagegen, aber ich glaube, die Touristen kämen auch nach Salzburg, wenn weniger in dem Bereich vorhanden wäre. Sie kommen ja auch wegen der Architektur und ähnlichen Dingen. Daher wäre es gut, wenn es mehr Angebote gäbe, die die lokale Bevölkerung ansprechen.

Du hast von Bewerbung und Niederschwelligkeit gesprochen. Kannst du etwas detaillierter schildern, was für dich passend wäre?

Oft gibt es Programme von verschiedenen Veranstaltungsorten, die man sich wahrscheinlich eher ansieht, wenn man von Grund aus schon Interesse dafür hat. Aber von der Stadt geschaltete Werbung in den Klassikern wie Facebook oder Instagram wäre zum Beispiel etwas ganz Nices, um jüngere Leute anzusprechen, die vielleicht sonst überhaupt nicht nachsehen, was es gibt.

Also der Digitalisierungsaspekt?

Ja, ich denke schon. Sie haben alle deine Profildaten und Informationen darüber, was dir gefällt oder nicht gefällt und schneidern die Werbung auf dich zu. Ich habe jetzt schon viele Salzburger Sachen geliket und gegoogelt. Mir wäre aber nie aufgefallen, dass ich für solche Sachen Werbung bekomme. Offenbar gibt es wirklich nicht so viel Bewerbung für kulturelle Angebote in der Stadt. Außer von Sachen, die allgemein Jugendkultur sind, wie etwa das Rockhouse. Aber von der Stadt an sich sieht man eigentlich nicht so viel.

Wer fällt dir ein, wenn es um den Begriff ‚alle‘ geht?

Ja, alle halt. Wenn die Stadt ein Event organisiert, das wirklich für alle ist, dann kann man schon den Anspruch an die Stadt stellen, dass sie wirklich versucht, es besser zu machen als ein privater Veranstalter, der eher ökonomisch denkt.  Für ihn ist die Zielgruppe wichtig, die Eintritt bezahlt. Die Stadt sollte aber besser aufpassen.

Zum Beispiel gab es vor ein, zwei Jahren im Zwergerlgarten vom Mirabellgarten eine Veranstaltung zum Thema Inklusion. Es war aber keine Rampe für Rollstuhlfahrer vorhanden, sodass sie die Stufen hinaufkönnten. Das war meiner Meinung nach ein Fehlgriff. Auf solche Sachen muss mehr aufgepasst werden. Natürlich muss man auch schauen, wann die Leute Zeit haben. Leute, die arbeiten oder auf Kinder aufpassen müssen, können nicht zu jeder Zeit etwas unternehmen. Veranstaltungen, die von der Stadt organisiert werden, können deshalb auch mal an einem Feiertag geschehen. Und wie gesagt, thematisch muss man etwas finden, was möglichst viele Leute anspricht. Das Picknick im Park im Mirabellpark ist zum Beispiel so ein Festival, das sich so anfühlt, als wäre es für alle. Du siehst dort von ganz kleinen Kindern bis zu älteren Menschen einfach jede Zielgruppe. Es ist friedlich und alle kommen zusammen. Es kostet nichts, außer man will was essen. Das ist ein richtig gutes Beispiel, finde ich.

Dilara Akarçeşme, Young Krillin ( 2019): „Lokale Kunst sollte gefördert werden wie regionale Nahrungsmittelherstellung auch.“. Ein Interview von Dilara Akarçeşme mit Young Krillin.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/lokale-kunst-sollte-gefoerdert-werden-wie-regionale-nahrungsmittelherstellung-auch/