Mein persönlicher Untersuchungsgegenstand: Der off-space „periscope“
Auch off-spaces wurden untersucht: Anhand von Interviews wurd die Bedeutung dieser nichtkommerziellen Projekträume für die Kulturproduktion analysiert. Meine Abschlussarbeit widmete ich diesem Thema, dazu fungierte das periscope in Salzburg als Fallbeispiel. Um einen intensiven Einblick in die Organisation eines off-space zu erhalten, wurde ein Gruppeninterview mit Laila Huber, Elisabeth Schmirl und Stefan Heizinger geführt. Die Abschlussarbeit vereint die Elemente des Circuit of Culture, der den theoretischen Rahmen liefert, mit entsprechender Sekundärliteratur zu kulturellen off-spaces und den Ergebnissen des Interviews.
Das periscope wurde 2006 gegründet und initiiert Projekte zeitgenössischer Kunst. Das Ziel war und ist es, eine Plattform für junge Kunstschaffende zu bilden, die nach einer Möglichkeit suchen, ihre Projekten auszustellen. Das periscope vereint Künstlerinnen und Künstler mit Gleichgesinnten und Interessierten (vgl. periscope). (* 10 )
Um die Identität des periscope zu begreifen, wurden die Befragten gebeten, ihre Institution zu beschreiben. Das off-space wurde als „Ausstellungsraum“, als „ein Raum, in dem Projekte unterschiedlichster Art passieren können, Ausstellungsprojekte wie auch andere Veranstaltungen,“ beschrieben, und als „ein Verein, der von fünf Menschen geleitet wird, der sich unterschiedlich einbringt, auch unterschiedlichste Sichtweisen“ und als „relativ bewegliche Plattform“ bezeichnet, die „insbesondere für Künstler eine Möglichkeit bietet, die noch keinen Raum gestaltet haben und die einen ersten Auftritt suchen“. Dabei definiert sich das periscope vorrangig über bildende Kunst, da die Gründungsmitglieder selbst bildende Künstlerinnen und Künstler sind. Dennoch finden auch andere Kunstgattungen Berücksichtigung, da es schwierig ist, den Begriff abzugrenzen bzw. ein künstlerisches Spartendenken und -arbeiten heutzutage zumeist obsolet ist.
Nach seiner Gründung präsentierte sich das periscope als Ausstellungsraum für junge Salzburger Kunst-Absolventinnen und -Absolventen, die nach Abschluss der Universität an ihren Projekten weiterarbeiten wollen. Dieser Grundsatz, eine Plattform für junge Künstlerinnen und Künstler zu schaffen, gilt noch heute, wobei allerdings der Fokus auf internationale Kunstschaffende erweitert wurde.
Die intensive Auseinandersetzung mit periscope wirft die Frage auf, ob es jemals den Fall gegeben hat, dass Künstlerinnen und Künstler zu prominent für das periscope sind. Da die bildende Kunst als ein sehr träges System gilt, braucht es oft mehrere Jahre, bis Kunstschaffende von Kuratorinnen und Kuratoren entdeckt werden und Eingang in kommerzielle Institutionen finden. Dennoch kann das periscope von der Zusammenarbeit mit bereits etablierten Künstlerinnen und Künstlern profitieren und vereint sie im Kreis der „Freunde von periscope“, die ebenfalls Teil des Netzwerks sind.
Die Wahl, welche Projekte und Ausstellungsstücke im periscope gezeigt werden, beeinflusst die Repräsentation und Identität der Institution. Bereits in der Planungsphase sorgen die Mitglieder von periscope für ein abwechslungsreiches und interessantes Jahresprogramm, damit es sich für das Publikum lohnt, öfters den Ausstellungsraum zu besuchen. Insgesamt organisiert das periscope 2013, zusammen mit den Workshops, zehn Veranstaltungen.
Die Ausstellungsstücke werden explizit für periscope produziert. Das Team von periscope lädt Künstlerinnen und Künstler durch einen Call ein, in und mit periscope zu einem bestimmten Thema zu arbeiten. Schwerpunkt im Jahr 2013 ist der Raum, der als wandelbares Medium zur Realisierung von künstlerischen Ideen verstanden wird. Dabei wird der Ausstellungsraum von unterschiedlichen Künstlerinnen und Künstlern genutzt, die mit ihren jeweiligen multimedialen Projekten den Raum auf unterschiedliche Art und Weise interpretieren und präsentieren. Der Call für 2014 richtet sich an nationale wie internationale Kunstschaffende, die mit ihren Arbeiten einen Fokus auf Partizipativität legen. Bei der Auswahl wird besonders Wert darauf gelegt, ein abwechslungsreiches Programm zu garantieren. Das Team übernimmt die kuratorische Arbeit, stellt Projekte zusammen und verbindet sie, was wiederum den Ausstellungsraum konstituiert.
Um das Angebot von periscope konsumieren zu können, wird vermehrt auf Kulturvermittlung gesetzt. Die Öffnungszeiten garantieren eine Ansprechperson, die Besucherinnen und Besuchern die Projekte erklärt und für Fragen zur Verfügung steht. Für das Team von periscope ist dies besonders wichtig. Damit haben sie bisher auch nur gute Erfahrungen gemacht.
Gerade auch die Workshops (zum Beispiel DIY Pflanzenflüstern, DIY Bike Kitchen), die zusätzlich zum Ausstellungsprogramm veranstaltet werden, fördern die Interaktion mit bereits bestehenden Publika und potentiellen neuen Besucherinnen und Besuchern, die normalerweise nicht erreicht werden. Dies beweist, dass das periscope einen sehr breiten Begriff von Kultur vertritt und diese Workshops ebenfalls als Form und Initiative von Kulturproduktion ansieht. Die dadurch entstehende Interaktion mit FreundInnen, NachbarInnen, Publikum und Nicht-Publikum wird von den InitiatorInnen sehr geschätzt. Dies fördert den Austausch und die Wahrnehmung unter denjenigen, die das periscope noch nicht kennen.
Reguliert wird das periscope durch die Anzahl an Besucherinnen und Besucher, den verfügbaren Raum, die Zeit und Aufwand, die die Freiwilligen bereit sind einzusetzen. Vor allem aber beeinflusst die finanzielle Förderung einen off-space. Im Unterschied zu kommerziellen Institutionen arbeitet ein off-space auf einer non-profit-Ebene. Trotz der ehrenamtlichen Arbeit aller Mitwirkenden fallen Kosten (Betriebskosten, Miete, Öffentlichkeitsarbeit) an. Ein off-space ist daher in seinem Bestehen von finanzieller Unterstützung abhängig, da sie wesentlich die Struktur und den Wirkungsradius einer Initiative wie periscope beeinflusst. Obwohl periscope sich mittlerweile in der Salzburger Kunst- und Kulturszene etabliert hat, ist weder eine lang- noch eine mittelfristige Finanzierung gesichert und der off-space bleibt somit Bestand der freien Szene der Stadt.
Am Beispiel von periscope lässt sich gut erkennen, wie die einzelnen Elemente des Kulturkreislaufs ineinander hängen und sich beeinflussen. Das periscope bietet einen offenen und unabhängigen Raum und ermutigt Menschen selbst kulturell aktiv zu werden und ständig neue Ideen zu entwickeln.
Williams, Raymond (1983): Writing in Society. London: Verso.
Geertz, Clifford (1973): The Interpretation of Cultures. New York: Basic Books.
Shiach, Morag (1989): Discourse on Popular Culture: Class, Gender and History in Cultural Analysis, 1970 to the Present. Stanford: Stanford University Press.
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Bourdieu, Pierre (1984): Distincion. A Social Critique of the Judgement of Taste. London: Routledge & Kegan Paul.
Hall, Stuart (1997): Representation. Cultural Representations and Signifying Practices. Milton-Keynes: Open University Press/Sage.
Negus, Keith (1997): The production of culture. In: du Gay, Paul (Hg.): Production of Culture/Cultures of Production. London: Sage, S. 67-104.
du Gay, Paul/Hall, Stuart/Janes, Linda/Mackay, Hugh/Negus, Keith (1997): Doing Cultural Studies. The Story of the Sony Walkman. London: Sage.
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periscope (o.J.): periscope, online unter http://www.periscope.at/ [16.06.2013].
Eva Kraxberger ( 2013): Circuit of (Pop-)Culture. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/circuit-of-pop-culture/