Friends Quartett
Ein Projekt im Rahmen von „900 Million Friends? Social Media im Kunst- & Kultursektor“ (Florian Bettel gemeinsam mit ohnetitel – Netzwerk für Theater- und Kunstprojekte)
3. Künstlerische Referenz: Social Network – A digital Painting
3.1. Der Künstler: Graham Smith
Graham Smith studierte Medienkunst und Bildende Kunst als Nebenfach am Kunstkollege SUNY Fredonia und Computer-Kunst an der School of Visual Arts in New York. Der New Media Artist widmet sich Web- und Kunstprojekten, führt einen Blog und arbeitet als Technology Manager bei der Vineyard Gazette. Im Internet verwendet er das Pseudonym grahamGrafx. Sein künstlerisches Interesse gilt in erster Linie der digitalen Identität (vgl. LinkedIn o.J: o.S.; Smith o.J: o.S. (* 18)).
3.2. Das Konzept
Social Network – A digital Painting ist Smiths Masterarbeit, für die er sich die Frage stellte, ob Computer auch verwendet werden können, um nicht nur Informationen sondern auch Empfindungen zu transportieren. Er untersuchte in seiner Arbeit, ob und inwieweit es innerhalb einer virtuellen Community möglich ist, emotionale Beziehungen aufzubauen. Dabei interessierte ihn, ob diese Verbindung äquivalent zu persönlichem Kontakt sein kann, in welchem Maß gemeinsame Gedanken und Ideen trotz großer räumlicher Distanz aufgebaut werden können und wie wichtig physische Präsenz für emotionale Bindungen ist. Mit seiner Arbeit wollte er die Kommunikation innerhalb des Web 2.0 besser verstehen. Dafür entschied er sich, das Projekt auf einer sozialen Plattform aufzubauen, die er selbst nutzt. Der Künstler hatte festgestellt, dass er mit Personen aus seiner näheren Umgebung oft nicht so viel kommunizierte wie mit seinen Facebook-Friends. Diese hatte er aber zum Großteil sehr lange nicht mehr gesehen und daher wollte er wissen, inwiefern ein persönliches Treffen die Beziehung beeinflussen kann. Er machte sich eine Liste von Facebook-Kontakten im Alter von 14–60, unter ihnen befanden sich u. a. ehemalige Schulkollegen, Ex-Freundinnen sowie Personen, zu denen er nur einmal Kontakt hatte. Diesen Personen stattete er einen Besuch ab. Dabei stellte Smith fest, dass es wesentlich einfacher ist, über die Distanz des Internets zu kommunizieren. Das Web 2.0 bietet Anonymität, die auch einen persönlichen Schutz ermöglicht, die Interaktion ist raum- und zeit- unabhängig und eröffnet den Kommunizierenden die Möglichkeit sich jederzeit zurückzuziehen. Außerdem ist sie im Gegensatz zu einer Face-to-Face-Unterhaltung textbasiert und die nonverbale Kommunikation wie Gestik und Mimik, die eine wichtige Rolle bei der Beurteilung einer Person spielt, fällt nicht ins Gewicht. Mit jemandem im realen Raum in Kontakt zu treten, den Smith noch nie bzw. schon lange nicht mehr gesehen hatte, löste daher ein unangenehmes Gefühl aber auch Unsicherheit aus. Um sich und den Anderen die persönliche Annäherung zu erleichtern, postete er sein Vorhaben zuerst auf Facebook, auf dem Weg schickte er eine SMS an die betreffende Person und kurz vor dem Treffpunkt telefonierte er mit ihr/ihm (vgl. grahamGrafx o.J. b (*21); Social Network Art Project Description 2010: TC 01:28–01:54 (* 25)).
Die anschließenden Begegnungen fanden an unterschiedlichen Orten statt, in der Arbeit, in Bars aber auch bei seinen Kontakten zu Hause. Während dem gemeinsamen Gespräch stellte der Künstler den Personen eine Frage zu einem guten Kindheitsfreund und maß dabei den Puls. Dann bat er noch um ein materielles Andenken, das nicht auf Facebook geteilt werden kann. Dieser dem Werk zugrunde liegende Road-Trip wurde von seinem Freund Josh Baron, der ihn auf seiner Reise begleitete, gefilmt und zu einer Dokumentation zusammengestellt.*2 *( 2)
Birgit Ortner ( 2013): Friends Quartett. Ein Projekt im Rahmen von „900 Million Friends? Social Media im Kunst- & Kultursektor“ (Florian Bettel gemeinsam mit ohnetitel – Netzwerk für Theater- und Kunstprojekte) . In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 02 , https://www.p-art-icipate.net/friends-quartett/