Go Public mit WK.

Pressebegleitung

Mediale Aufmerksamkeit war von Anfang an dabei. Die Salzburger Nachrichten hatten eine ganze Beilage für das Programm der Goldegger Dialoge, deren Teil das WochenKlausurprojekt war, reserviert, WK konnte diese Gelegenheit nutzen, noch im Vorfeld der Klausur das Thema Jugendtreff zu bewerben. Für das laufende Projekt war es von Vorteil, die Redakteurin einer regionalen Tageszeitung für einen kleinen Bericht zu gewinnen. Den wohlwollenden Artikel inklusive Fotos von den Aktivitäten rund um den Turm hatten dann viele im Ort gelesen. Und dann kam auch noch der ORF für ein Fernsehinterview, auf Initiative des Kulturvereins. Das freute den Bürgermeister, die Ankündigung eines Fernsehteams setzte bei der Gemeinde nochmal einige Unterstützungsenergien frei und für WK war es eine wichtige Gelegenheit, vor laufender Kamera zu betonen, wie wichtig es ist, Jugendlichen etwas zu zutrauen und ihnen Verantwortung zu übergeben. Eine Botschaft, die sich vor allem auch an den Kulturverein richtete, der sich ganz besonders gegen einen Jugendtreff in unmittelbarer Nachbarschaft sträubte.

Ich lernte, dass Klausur bedeutet, mit Informationen gewappnet ins Feld zu gehen und schon vorab eine Liste mit allen für das Projekt relevanten Leuten anzulegen. Namen und Kontakte von Jugendlichen, PolitikerInnen, Presse. Ich lernte, dass Klausur bedeutet, Teil von WK zu werden und zu einer Gruppe zusammenzuwachsen. Von jetzt auf gleich. Auch wenn man sich vorher kaum oder gar nicht kannte. Man spricht nur noch in der WIR-Form, natürlich auch wenn es um Projekte geht, bei denen man gar nicht dabei war. Man ist ununterbrochen im Team und steht fast ununterbrochen unter Zeitdruck. Der Tag beginnt mit gemeinsamem Frühstück in der gemeinsamen Unterkunft, jeder hat zum Glück sein eigenes Zimmer, und der Tag endet mit dem gemeinsamen Abendessen. Meist fiel ich völlig fertig in mein Bett. Aber war gleichzeitig froh, etwas geschafft zu haben.

Besprechungen am Morgen und am Abend gehören genauso dazu wie das Anlegen von To-do-Listen. Jeder Tag endet mit einer Liste für den darauf folgenden. Was steht an, kurz-, mittel- und langfristig, wer übernimmt was. Struktur ins Chaos bringen. Die Übersicht nicht verlieren. Claudia, WochenKlausur-erfahren hatte die Projektleitung und stand in permanentem Austausch mit Wolfgang, dem Gründer von WK. Ich lernte, dass das Projektbüro das Herz der Klausur ist, Rückzugsort, Strategieraum, Korrespondenzzentrum, Treffpunkt aber auch für alle, die was wissen wollen, neugierig sind, skeptisch oder kritisch. Das kann manchmal ganz schön anstrengend sein. Ich lernte, dass es bei Klausur darauf ankommt, das Projektziel zu keinem Zeitpunkt aus den Augen zu verlieren. Und vor allem immer den Kalender im Blick zu haben. Ich lernte, wie man Widerstände überwinden kann. Menschen grundsätzlich höflich und mit Achtung begegnen, ihnen signalisieren, dass man ihre Bedürfnisse, auch Sorgen und Ängste ernst nimmt. Nicht die Arbeit mit Jugendlichen erwies sich für mich rückblickend als problematisch, sondern die Skepsis der Erwachsenen. Ich lernte, dass man sich trotz Einladung nicht willkommen fühlen kann, ich lernte, dass der Widerstand dort am größten war, wo sich Menschen offenbar direkt in ihrer Bewegungs- und Handlungsfreiheit eingeschränkt fühlen. Ich lernte, dass das Arbeiten im Team und der Glauben an die Sinnhaftigkeit dessen, was man tut, tatsächlich Berge versetzen, beziehungsweise eine Abstellkammer von Mittelalterturm in einen voll funktionsfähigen super-lässigen Jugendtreff verwandeln kann. Und den gibt es auch heute noch, vier Jahre später. Allerdings, so teilte der amtierende Bürgermeister auf Anfrage mit, werde dieser nicht mehr so intensiv genutzt. Die Ursachen dafür liegen möglicherweise darin, dass die nachfolgende Generation einfach keine so starke Bindung an diesen Ort hat, weil sie ihn „nur“ übernommen hat.

Nadja Klement ( 2013): Go Public mit WK.. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/go-public-mit-wk/