sound:frame. Vermittlung zwischen den Stühlen

But is it art?

An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf die langjährige Debatte eingehen, ob es sich bei audiovisuellen Ausdrucksformen tatsächlich um „Kunst“ handeln könne. Die Diskussion ist keinesfalls ein Alleinstellungsmerkmal unserer Community, sie wurde und wird in vielen Kontexten geführt. Nicht nur im Falle von sound:frame gilt hier das Argument des „Spektakels“ (Debord 1996)star (* 2 ) als Ausschlusskriterium für die „reine“ oder „wahre Kunst“ und veranlasst dazu, alle gezeigten Arbeiten und Zugänge gleichermaßen und a priori außerhalb des vermeintlich seriösen Kunstkontextes zu verorten. Es fällt nicht besonders leicht, das Argument der „Spaßgesellschaft“ auszuhebeln, solange im Programm „Partys“ involviert sind. Mir als Kuratorin ist es wie gesagt wichtig, dementgegen aufzuzeigen, dass manche/r ProtagonistIn in dieser Szene imstande ist, die Medienkunst auf ein neues Level zu bringen. Ohne Zweifel sind viele der Kreativen im Entertainment-Bereich beheimatet was hier ohne Wertung ausgesprochen wird. Die Grenzen zwischen „E-“ und „U-“ sind in unserem Feld, so wie in der Musik, oft fließend. Seit Jahren wehre ich mich jedoch gegen allzu eingeschränkte Sichtweisen in Hinblick auf den Kunstanspruch. Es war mir noch nie ein Anliegen zu behaupten, alles, was hier zu sehen ist, sei Kunst. Doch auch das Gegenteil kann ich nicht gelten lassen bzw. ist diese vereinzelt immer wieder aufkommende Kritik im Hinblick auf die programmatische Qualität, die angebotenen Programmpunkte, aber auch auf die Arbeits- und Verfahrensweise ihrer Entstehung definitiv zurückzuweisen. Viele der ProtagonistInnen feilen seit Jahren an ihrer künstlerischen Handschrift und bringen ihre „innere Notwendigkeit“ (Kandinsky 1952, S. 64)star (* 3 ) zum Ausdruck. Ich scheue mich zwar auf der einen Seite davor, hier Künstlerpersönlichkeiten wie Wassily Kandinsky zu zitieren, die vor einhundert Jahren die Kunstgeschichte revolutionierten, doch hat mich genau jener dabei inspiriert, mich mit interdisziplinären Kunstformen auseinanderzusetzen. Hier anknüpfend möchte ich außerdem behaupten, dass jede Zeit ihre gesellschaftlichen und künstlerischen Notwendigkeiten und KünstlerInnen hervorbringt, die den Versuch wagen, in die Zukunft zu schauen, anstatt sich den Regeln des aktuellen Kunstmarktes auszuliefern.

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Thun-Hohenstein, Christoph (2012): Zwischen den Stühlen. In: sound:frame. substructions, Festivalkatalog 2012, Wien 2012.

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Debord, Guy (1996): Die Gesellschaft des Spektakels. Berlin: Edition Tiamat.

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Kandinsky, Wassily (1952): Über das Geistige in der Kunst. Neuilly-sur-Seine 1952.

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Waidacher, Friedrich (1999): Handbuch der Allgemeinen Museologie. Wien, Köln, Weimar: Böhlau
1999, S. 482.

Eva Fischer ( 2013): sound:frame. Vermittlung zwischen den Stühlen. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 03 , https://www.p-art-icipate.net/soundframe-vermittlung-zwischen-den-stuhlen/