To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht

Ein Symposiumsbericht

Nach einer ersten Diskussionsrunde und Kaffeepause ging es auf in die Praxis: Die große Gruppe teilte sich in die Räumlichkeiten der Bergstraße auf. Zur Auswahl standen vier Workshops aus unterschiedlichen Bereichen: Computerspiele mit Georg Hobmeier und Abdullah Karam, Theater mit Tina Leisch und Johnny Mhanna, Museen mit Martina Pohn und Nicole Baïer sowie Medien mit simon INOU.

Der Museumsworkshop mit Martina Pohn, Kunstvermittlerin im Museum der Moderne, und der Filmemacherin Nicole Baïer handelte vom Wandel der Museums- und Vermittlungsarbeit. Im Fokus standen der Arbeitsprozess zwischen Kulturinstitution und -schaffenden sowie das Herantreten an Migrant*innen anhand von Fragbögen. Die Auseinandersetzung mit den Zielgruppen interessiere die Institution Museum besonders. Wie ändert sich die Zielgruppe aufgrund von Flucht und Migration? Welches Angebot soll zur Verfügung gestellt werden? Die Teilnehmenden des Workshops setzten sich mit den Fragebögen auseinander. Darin wurden sehr persönliche Fragen – nach Namen, Erinnerungen aus der Schulzeit bis zur Ankunft in Österreich – gestellt, was von einigen Teilnehmer*innen als zu persönlich empfunden und kritisiert wurde. Dabei ginge es darum, „Ängste, Barrieren und Hemmschwellen abzubauen“, meinte Martina Pohn. Danach beschäftigte sich der Workshop mit vier Leitfragen, die von den Leiterinnen vorgegeben wurden: Was ist Kultur? Wie sieht das Museum der Zukunft aus? Was bedeutet Museum für einen selbst? Was bedeutet Zeitgenössische Kunst? Nach der Vorstellung der Arbeit der Kunstvermittlung im Museum der Moderne Salzburg wurde am Ende ein Video präsentiert. Es entstand in einer Kooperation mit Nicole Baïer und Ali Yawar, einem Praktikanten mit Fluchterfahrung.

Martina Pohn

Martina Pohn

Nicole Baier

Nicole Baier

Während beim Vortrag zu ihrem Theaterprojekt Tina Leisch im Vordergrund stand, leitete Johnny Mhanna den Theaterworkshop zum Thema. Spielerisch wurde an die Frage des Fremdseins herangegangen: Nach dem Aufwärmen von Körper und Geist durch Sprech- und Dehnungsübungen wurde eine gemeinsame Fantasiesprache entwickelt. Dadurch merkten die Teilnehmenden, wie schwer, komplex und unverständlich Sprache werden bzw. sein kann. Auch eine Interviewsituation wurde nachgespielt: dargestellt mit einem flüchtenden Menschen, einer dolmetschenden Person und einer/einem Beamt*in. Das weckte Empathie. „Das Verhältnis von Fremd- und Selbstdarstellung war interessant“, erklärt einer der Workshopteilnehmenden. Das Ausprobieren und Selbstfühlen sei ein zentraler Schlüssel, um zu verstehen, was es bedeutet, fremd zu sein. Die Brille der Empathie würde das Nachvollziehen zugänglicher machen. Das Aufbrechen von eigenen Grenzen ist unumgänglich, um herkömmliche Annahmen zu überdenken.

Workshop mit Johnny Mhanna

Workshop mit Johnny Mhanna

Path Out steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Dabei gilt „Name your own price” – sobald genügend Geld für ein weiteres Kapitel bzw. Level zusammengekommen ist, wird an einer Fortsetzung gearbeitet. Das Spiel hat bereits eine große Reichweite an Menschen erreicht und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Anna Sophie Felser ( 2018): To make a difference? Künstlerische und mediale Interventionen im Kontext von Flucht. Ein Symposiumsbericht. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 09 , https://www.p-art-icipate.net/to-make-a-difference-kuenstlerische-und-mediale-interventionen-im-kontext-von-flucht/