Ländliche Räume, Kulturorte und Unterstützungsprogramme im Wandel

Ein Bericht aus dem Harz

Ein erstes Ergebnis war die Einrichtung einer gemeinsamen Trägerschaftsstruktur der vier Einrichtungen – eines Verbundes –, um Synergien zu nutzen, u.a. durch die Abstimmung der Öffnungszeiten und die Koordination von Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. So sind etwa an allen Standorten einheitlich gestaltete Outdoor-Module*4 *(4) entstanden, die auf die Einrichtungen hinweisen und Besucher_innen mit Informationen versorgen.

Außerdem versuchte man, die Tradition des Bergbaus mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen zu verbinden und eine gemeinsame, maßgeblich von der Bevölkerung mitgestaltete Erzählung zu entwickeln. Dafür legte man in den vergangenen drei Jahren in den einzelnen Häusern die Schwerpunktthemen Wissen, Tiefe, Druck und Energie fest, die in Ausstellungen und anderen Vermittlungsformaten bearbeitet wurden. Verschiedenste Kooperationen führten zu neuen Netzwerken und Perspektiven, so beispielsweise das Projekt GhostStories, welches das Gymnasium Robert-Koch-Schule in Kooperation mit dem Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld umsetzte (vgl. UNESCO-Welterbe et al. o.J.).star (*5) Schüler_innen erforschten dabei den Museumsbestand und organisierten eine Ausstellung, die ihre persönlichen Lieblingsexponate – die bis dato mitunter ein Schattendasein führten – ins Zentrum rückte und kontextualisierte. In von ihnen durchgeführten Besucher_innenführungen gaben sie Einblicke in die Ausstellung.

In den TRAFO-Projekten werden oft auch künstlerische Projekte und Perspektiven einbezogen, um den Blick auf die Arbeit und Einrichtungen zu verändern und neu zu schärfen. Dies sollte auch im Zuge einer Kooperation mit der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim geschehen. Im Rahmen einer Lehrveranstaltung samt Exkursion analysierten Studierende die vier Einrichtungen und entwickelten dafür neue Vermittlungskonzepte, u.a. Entwürfe für architektonische Eingriffe, eine Kommunikationskampagne und ein neues Grafikdesign (vgl. HAWK. Fakultät für Gestaltung o.J.).star (*2)

Als regelmäßig stattfindende Veranstaltung der vier Einrichtungen rief man Sieben Tage, vier Museen ins Leben, bei der sich einmal im Jahr Museen, Bürger_innen sowie Kommunen über die Arbeit der Museen austauschen und unterschiedliche Formate – vom Instagram-Wettbewerb über Projekttage für Schulen bis zum Dinner unter Tage – testen können. Dabei wird auch darüber diskutiert, welche davon zukünftig Teil des Museumsangebots bleiben sollen.

 

Nachhaltigkeit sichern

Bei der eingangs erwähnten kulturpolitischen Veranstaltung Kultur im Oberharz – gemeinsam denken, nachhaltig gestalten war man sich einig dahingehend, dass der mehrjährige Prozess ohne die Förderung durch TRAFO nicht umgesetzt hätte werden können. Dabei sei nicht nur die finanzielle und personelle Unterstützung unerlässlich gewesen, sondern auch die inhaltliche Begleitung durch die Expert_innen sowie die Planung und Umsetzung verschiedener Beteiligungsformate. Diese Beteiligungsprozesse sollten unbedingt weitergehen bzw. neue partizipative Angebote auf die Beine gestellt werden, so der Tenor der Veranstaltung.

Dass gerade auch Welterbe-Orte sich kontinuierlich weiterentwickeln – und aktuelle Themen in historische Räume einziehen lassen – müssen, war eine weitere wesentliche Erkenntnis aus dem Prozess. Die Synergien, die sich aus der gemeinsamen Nutzung von Strukturen und inhaltlichem Austausch und Abstimmung der verschiedenen Häuser ergaben, wurden ebenfalls als positives Ergebnis betont. „Durch die Zusammenarbeit ist jede einzelne Einrichtung besser geworden.“ (Lenz o.J.: 9)star (*4)

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Harz|Museen|Welterbe (2019) (Hg.): Im Verbund. Dossier 2, Mai 2019.

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HAWK. Fakultät für Gestaltung Hildesheim (o.J.) (Hg.): Glück auf 2.0. Ideen und Konzepte für Bergwerksmuseen im Oberharz. Hildesheim.

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Land Salzburg/Abteilung Kultur, Bildung und Gesellschaft (Hg.) (2018): Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg. Visionen – Ziele – Maßnahmen. Salzburg. Online unter https://www.salzburg.gv.at/kultur_/Documents/WebNeu_Kulturentwicklungsplan.pdf

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Lenz, Gerhard (2019): Der Berge Zauberwort: Glück auf! In: Harz|Museen|Welterbe (2019) (Hg.): Im Verbund. Dossier 2, Mai 2019, S. 8-9.

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UNESCO-Welterbe/Stiftung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft (Hg.) (o.J.):  ShortStories. Objekte erzählen ihre Geschichte. Goslar.

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Website TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel: https://www.trafo-programm.de/programm/1806_uber_trafo/n

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Website Kulturstiftung des Bundes: https://www.kulturstiftung-des-bundes.de

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Website UNESCO-Welterbe im Harz: http://www.welterbeimharz.de

Der im März 2002 durch die deutsche Bundesregierung gegründeten Stiftung stehen jährlich aus dem Haushalt des Staatsministeriums für Kultur 35 Millionen Euro zur Verfügung. Neben der Förderung von Projekten Dritter ruft die Kulturstiftung des Bundes durch ihren Vorstand eigene Programme zu aktuellen kulturellen Themenstellungen (wie eben TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel) ins Leben (vgl. Website).

In einer zweiten Phase werden von 2020 bis 2023 weitere fünf Regionen gefördert. Darüber hinaus hat TRAFO 2018 und 2019 deutschlandweit achtzehn Regionen bei der Entwicklung eigener Transformationsvorhaben beraten und gefördert. Insgesamt stellt die Kulturstiftung des Bundes für TRAFO Mittel in Höhe von 22,8 Mio. Euro bereit. Von Seiten der Ministerien, Landkreise und Kommunen erhalten die beteiligten Regionen eine Kofinanzierung von 20 Prozent. Darüber hinaus stellen sie Personal der Kommunal- oder Kreisverwaltungen zur Mitarbeit in den TRAFO-Projekten frei. Die beteiligten Kultureinrichtungen haben die Zusicherung, dass die öffentlichen Förderungen während der Programmlaufzeit nicht gekürzt werden (vgl. Website).

Das Bergwerk Rammelsberg, die Altstadt von Goslar und die Oberharzer Wasserwirtschaft sind Teil des UNESCO-Welterbes (vgl. Website).

Die großen Welterbe-Häuser wie u.a. das Erzbergwerk Rammelsberg in Goslar und das Zisterzienser Kloster Walkenried haben sich der Gestaltungslinie der vier kleinen Welterbe-Museen im Oberharz angeschlossen (vgl. Harz|Museen|Welterbe 2019: 4).

Anita Moser ( 2019): Ländliche Räume, Kulturorte und Unterstützungsprogramme im Wandel. Ein Bericht aus dem Harz. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/laendliche-raeume-kulturorte-und-unterstuetzungsprogramme-im-wandel/