Nachgefragt: Wie steht es um den Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg?

Es liegt daher nahe, dass unsere erste Empfehlung eine bessere Kommunikation nach außen ist. Dabei sollten verschiedene Medien (u.a. Online-Medien. Print-Veröffentlichungen, Kommunikationskanäle von Kooperationspartner*innen etc.) genutzt und mittels niederschwelliger Formulierungen wesentliche Inhalte transportiert werden. Auch regelmäßige Veranstaltungen, in denen Inhalte des KEP vorgestellt und öffentlich zur Diskussion gestellt werden, wären ein gutes Mittel zur Erhöhung des Bekanntheitsgrads. Gerade Kunst- und Kulturschaffende würden sehr vom Know-how profitieren, welche Kriterien maßgebend für die Bewilligung einer Förderung sind, wozu vor allem auch das Wissen um inhaltliche Schwerpunkte gehört. Ergänzend könnten in zukünftigen Kulturentwicklungsplänen Möglichkeiten über die Grenzen des Bundeslandes hinaus aufgezeigt und eingearbeitet werden, sodass die Vernetzung von Kunst- und Kulturakteur*innen nicht nur innerhalb der eigenen Region, sondern auch zwischen den Regionen und Bundesländern forciert würde.

Auch der breiten Bevölkerung sollte die Existenz und Motivation eines Kulturentwicklungsplanes besser vermittelt werden. Dies könnte im besten Fall zu einer positiveren Wahrnehmung der Kulturpolitik und zu einer stärkeren Identifikation mit dem Kulturland Salzburg beitragen und den Bürger*innen ihre kulturellen Rechte bewusst machen.

 

Formulierung von Maßnahmen

Ein inhaltlicher Kritikpunkt am KEP ist vor allem, dass die kulturpolitischen Ziele zwar sehr ambitioniert klingen und so manche Hoffnung wecken, durch die Offenheit der Formulierung der Maßnahmen jedoch mitunter Ratlosigkeit und der Wunsch nach Konkretisierungen zurückbleiben.

Formulierungen wie „grundsätzliche Ziele des Kulturlandes Salzburg“ oder „Unterstützung der künstlerischen Produktion in allen Sparten mit besonderem Wert auf hohe künstlerische Qualität“ (Land Salzburg 2018: 13)star (*3) werfen Fragen auf: Wie wird „hohe künstlerische Qualität“ definiert? Ist der künstlerische Lebenslauf dafür ausschlaggebend? Wer legt fest, ob ein Werk von „hoher künstlerischer Qualität“ ist? Weiters ist die Rede davon, „angehende Künstlerinnen und Künstler in der Entfaltung und Entwicklung ihrer künstlerischen Fähigkeiten und Fertigkeiten besonders zu unterstützen und zu fördern“ (ebd.: 22)star (*3). Diese Zielsetzung mag für so manch junge*n Künstler*in vielversprechend klingen und die Erwartungshaltung auf die anschließende Maßnahmen-Formulierung steigern. Leider sind die Aussagen in Bezug auf die Form der Förderung sowie Umfang bzw. Höhe sehr unkonkret.

Die Maßnahmen-Kataloge sollten mit der Formulierung von konkreten Selbstverpflichtungen einhergehen. Diese könnten am Ende jedes Kapitels eine klare Vorstellung davon vermitteln, wie ernst es dem Land Salzburg mit der Umsetzung der Maßnahmen ist und bis wann damit gerechnet werden kann.

Zudem gibt es an einigen Stellen im KEP Formulierungen, die Gefahr laufen Klischees oder Ausschlüsse zu reproduzieren, wo sie eigentlich das Gegenteil beabsichtigen sollten. Solche Begrifflichkeiten – wie etwa „die hohe Qualität von Kunst“ – müssten daher unbedingt näher erläutert werden.

 

Informationsportal und weiterführende Informationen

In Kapitel zwei des KEP (Kulturpolitik, Kulturverwaltung und Kulturförderung) wird angegeben, dass eines der Ziele die Erstellung eines „Informationsportals auf der Homepage des Landes Salzburg mit Darstellung von kunst- und kulturrelevanten EU-Anlaufstellen sowie internationalen Förderprogrammen“ (ebd.: 16)star (*3) sei. Das ist unserer Meinung nach ein gutes und wichtiges Vorhaben. Zu überlegen wäre, dieses länderübergreifend und in Zusammenarbeit mit der Bundesebene zu koordinieren, um Informationen zu bündeln, Überschneidungen zu vermeiden und Kosten einzusparen.

Denn wenn man sich im Internet durch die Kunst- und Kulturförderlandschaft arbeitet, wird schnell klar, dass die Informationsquellen in ihrer Zahl überwältigend und unüberschaubar sind. Nicht nur jedes Bundesland, sondern auch sämtliche Interessensvertretungen und diverse Institutionen führen Datenbanken zu Fördermöglichkeiten, die wiederum gespickt sind mit Informationen. Selten sind die Daten sortiert und auf dem aktuellsten Stand, teilweise gibt es die Förderprogramme seit Jahren nicht mehr. Es wäre aus unserer Sicht daher äußerst sinnvoll, sich gerade in diesem Punkt zu vernetzen, um Kosten und Aufwand zu sparen, indem ein breiteres und nachhaltigeres Instrument zur Informationsbeschaffung etabliert wird. Eine interaktive Onlineplattform, wie im KEP gefordert, nur eben auf überregionaler Ebene und ständig betreut, wäre ein möglicher Weg.

Zudem wäre wünschenswert, dass im KEP an zentraler Stelle auf eine Homepage verwiesen wird, auf der Best-Practice-Beispiele präsentiert und Fortschritte dokumentiert werden, wo sie wiederum für alle einsehbar sind. Im Sinne von Transparenz sollten dort auch wichtige Protokolle rund um den KEP verfügbar gemacht und laufend über aktuelle Entwicklungen und Veranstaltungen informiert werden.

star

Dachverband Salzburger Kulturstätten (2018): LAND Salzburg: Das Kulturbudget 1996 – 2017 in der Übersicht. Online unter https://www.kultur.or.at/Materialien  (Zugriff am 01.07.2019)

star

Land Salzburg/ Abt. Kultur, Bildung und Gesellschaft (Hg.) (2018): Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg. Visionen – Ziele – Maßnahmen. Salzburg: Land Salzburg. Online unter https://www.salzburg.gv.at/kultur_/Documents/WebNeu_Kulturentwicklungsplan.pdf (Zugriff am 12.07.2019).

star

Stadt Salzburg (Hg.) (2018): Jahresbericht 2017 der Abteilung Kultur, Bildung und Wissen. Online unter https://www.stadt-salzburg.at/pdf/kulturbericht_2017.pdf (Zugriff am 01.07.2019).

star

Wimmer, Michael (2011): Kultur und Demokratie, Eine systematische Darstellung von Kulturpolitik in Österreich. Innsbruck/Wien/Bozen: StudienVerlag.

Die Lehrveranstaltung wurde am Programmbereich Zeitgenössische Kunst und Kulturproduktion des Schwerpunkts Wissenschaft und Kunst (eine Kooperation von der Paris-Lodron-Universität Salzburg und der Universität Mozarteum Salzburg) angeboten. Dabei führten alle LV-Teilnehmer*innen Befragungen durch. Während einige darauf basierend Einzelarbeiten verfassten, entschlossen wir uns zu dem gemeinsamen Projekt, bei dem wir alle gesammelten Daten auswerteten und den vorliegenden Text erstellten. Dabei waren die Aufgabebereiche – Auswertung der Daten und grafische Darstellung, Verfassen von Textbausteinen (wie Einleitung, Informationen zum KEP, Interpretation der Datenauswertung, Maßnahmen …) und Zusammenführen der Bausteine – klar verteilt und wir stimmten uns auch laufend ab. Anita Moser gab inhaltliche Inputs und Rückmeldungen und hatte beratende und lektorierende Funktion.

Dabei handelt es sich um im Rahmen der Grounded Theory angewendete Verfahren der Kodierung und Auswertung von Daten. Vgl. z.B. Hülst, Dirk (2011): Grounded Theory. Online unter http://www.fallarchiv.uni-kassel.de/backup/wp-content/plugins.old/lbg_chameleon_videoplayer/lbg_vp2/videos//huelst_grounded_theory.pdf

Aus der Stichprobenerhebung lassen sich keine Rückschlüsse dazu ziehen, inwiefern sich diese kritische Haltung gegenüber dem Hochkultursektor mit den Einstellungen der Gesamtbevölkerung hinsichtlich der Kulturpolitik Salzburgs deckt.

2017 betrug das Kulturbudget das Landes Salzburg € 48.037.241, davon wurden mit € 6.387.292 13,3 % für freie Förderungen ausgegeben (vgl. Dachverband Salzburger Kulturstätten (2018): LAND Salzburg: Das Kulturbudget 1996 – 2017 in der Übersicht. Online unter https://www.kultur.or.at/Materialien (Zugriff am 01.07.2019). Im Kulturbudget der Stadt Salzburg betrug das Budget für die freie Kulturförderung im Jahr 2017 mit € 5.133.900 etwa ein Fünftel des Gesamtkulturbudgets (insgesamt € 26.660.300) (vgl. Stadt Salzburg (Hg.) (2018): Jahresbericht 2017 der Abteilung Kultur, Bildung und Wissen, S. 3. Online unter https://www.stadt-salzburg.at/pdf/kulturbericht_2017.pdf (Zugriff am 01.07.2019)).

Von diesem Denken scheint sich auch der KEP nicht maßgeblich befreien zu können. Die Präambel eröffnet mit den Worten: „Kunst und Kultur spielen im Land Salzburg eine herausragende Rolle. Die Salzburger Festspiele, weltweit das bedeutendste Festival für klassische Musik und darstellende Kunst, genießen national wie international höchste Reputation und tragen immens zur Strahlkraft des Kulturlandes Salzburg bei.“ (Land Salzburg 2018: 11) Erst danach wird Bezug genommen auf die restliche Kunst- und Kulturszene im Land Salzburg.

Patrizia Bieber, Anita Bruckschlögl, Martina Fladerer, Magdalena Fuchs, Marie-Theres Ivanov ( 2019): Nachgefragt: Wie steht es um den Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg?. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/nachgefragt-wie-steht-es-um-den-kulturentwicklungsplan-des-landes-salzburg/