5. Conclusio
Grundsätzlich ist der Kulturentwicklungsplan als schriftlich fixiertes Dokument, welches die „Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Kunst- und Kulturbereichs im gesamten Bundesland“ (ebd.: 8) (*3) definiert, sehr zu begrüßen, denn er ist erstens ein sichtbares Bekenntnis der Politik, Verantwortung zu übernehmen und Gestaltungswillen auch hinsichtlich „strukturelle[r] Veränderungen im Salzburger Kunst- und Kulturbereich“ (ebd.) (*3) zu zeigen. Zweitens ist mit dem KEP ein von der Landeskulturverwaltung zentral geplanter, koordinierter und mitgetragener kulturpolitischer Maßnahmenkatalog verabschiedet worden, der somit nicht abhängig ist vom Engagement einzelner Akteur*innen und für Nachhaltigkeit sorgen soll (vgl. ebd.). (*3) Drittens haben sich die federführenden Kräfte hinter dem KEP der Transparenz und Offenheit verschrieben: „Im Sinne einer umfassenden Partizipation wurden möglichst viele Akteurinnen und Akteure in die Erstellung des Kulturentwicklungsplans mit einbezogen“ und dieser Prozess sollte so nachvollziehbar wie möglich für die Öffentlichkeit sein (vgl. ebd.). Zudem bemüht sich der KEP um inhaltliche Komplexität, was vor allem heißt, dass „Schnittstellen zwischen dem Kunst- und Kulturbereich und anderen gesellschaftlichen Bereichen besonders berücksichtigt w[erden].“ (ebd.) (*3)
Da der KEP auf vielen Ebenen wegweisendes Potenzial für eine vielfältige und nachhaltige Salzburger Kulturlandschaft in sich trägt, wäre es umso wünschenswerter, dass mehr Menschen von ihm wissen. Insbesondere, wenn der KEP nicht nur als Dokument des Landes Salzburg, sondern auch als Argumentationsgrundlage und Richtschnur für Kulturschaffende bzw. als „Antrieb für den kultur- und gesellschaftspolitischen Diskurs“ (ebd.) (*3) gelten soll. Wie unsere Stichprobenerhebung von Anfang 2019 zeigt, scheint aber nur ein geringer Teil der in Stadt und Land Salzburg lebenden Bevölkerung bzw. der Salzburger Kulturschaffenden von der Existenz des KEP Kenntnis genommen zu haben.
Bemerkenswert ist das vor allem deshalb, weil seit der Herausgabe im März 2018 weniger als ein Jahr vergangen ist und der KEP eigentlich noch in Erinnerung sein sollte. Es scheint, dass eine breite mediale Aufbereitung der Veröffentlichung des Maßnahmenkatalogs versäumt wurde und Verweise darauf zudem an Stellen platziert wurden, die nur dann zugänglich sind, wenn gezielt nach dem KEP gesucht wird.
Dabei scheint die Salzburger Öffentlichkeit durchaus interessiert an kulturpolitischen Themen und Entwicklungen, denn die viele Befragten konnten reflektierte und präzise Vermutungen anstellen, welche Inhalte der KEP ihrer Meinung nach habe bzw. haben sollte und wie sie die Salzburger Kulturpolitik im Allgemeinen einschätzen. Positiv hervorzuheben ist zudem, dass beinahe alle Mutmaßungen über den Kern des KEP seinen tatsächlichen Inhalt widerspiegelten. Die Themenbereiche kulturelle Förderung, kulturelle Maßnahmen, Partizipation/Teilhabe und Entwürfe kultureller Zukunftsvisionen sind wesentlich für den KEP.
Sowohl in den Aussagen zum KEP als auch zur Salzburger Kulturpolitik stachen zwei Themen besonders hervor: die Ungleichverteilung von Ressourcen und die Dominanz der sogenannten Hochkultur (vielfach assoziiert mit den Salzburger Festspielen). Die Antworten der Befragten legen nahe, dass diese dem Salzburger Raum einerseits so etwas wie kulturellen Glamour verleihe, andererseits aber zu einer Schieflage führe, denn hinsichtlich der Mittelverteilung und Wertschätzung hätten die nicht-klassische und die Jugendkulturszene einen vergleichsweise schwereren Stand.
Mehr Mut, mehr Unkonventionelles und mehr Verteilungsgerechtigkeit wünschen sich die Befragten für die Zukunft der Salzburger Kulturlandschaft unter Beachtung der für den Kunst- und Kultursektor spezifischen Gelingensbedingungen.
Der KEP des Landes Salzburg wurde von uns Studierenden auch auf seine Inhalte geprüft, wobei festgestellt wurde, dass sich Formulierungen und Begrifflichkeiten zu oft in pauschalen sprachlichen Wendungen verlieren. Der dadurch entstehende Deutungsspielraum kann dazu führen, dass Hintertüren offenbleiben, es schlimmstenfalls zu nicht intendierten Auslegungen des KEP kommt und die Lektüre des KEP Kunst- und Kulturakteur*innen nicht stärkt, sondern stattdessen Ratlosigkeit hervorruft. Zu achten ist auch darauf, dass der KEP durch die gewählten Formulierungen nicht ungewollt Ausschlüsse reproduziert. Unklar bleibt zudem, ob die Reihung der Themen und Maßnahmen etwas über ihre Priorität aussagt.
Aus diesen Erkenntnissen lassen sich folgende Empfehlungen für die Gestaltung von Kulturentwicklungsplänen aussprechen: Sprachliche Formulierungen sollten sich, auch wenn sie über einen längeren Zeitraum ihre Gültigkeit haben und für verschiedenste Interessenvertretungen akzeptabel sein sollen, nicht im Unkonkreten verlieren. Es sollten weiterführende Hinweise zu wichtigen Informationsquellen aufgezeigt werden, wo über aktuelle Geschehnisse informiert wird. Eine überregionale Vernetzung sollte auch bei regionalen Kulturentwicklungsplänen zumindest bei einigen Themen angerissen werden. Und schlussendlich: Die Öffentlichkeit muss von der Existenz eines KEP erfahren, damit seine Inhalte Kreise ziehen können. Denn eigentlich steht es gut um den Kulturentwicklungsplan Salzburg – nur wissen noch zu wenige davon!
Patrizia Bieber, Anita Bruckschlögl, Martina Fladerer, Magdalena Fuchs, Marie-Theres Ivanov ( 2019): Nachgefragt: Wie steht es um den Kulturentwicklungsplan des Landes Salzburg?. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 10 , https://www.p-art-icipate.net/nachgefragt-wie-steht-es-um-den-kulturentwicklungsplan-des-landes-salzburg/