Shut Down! Kunst- und Kulturpraxen unter veränderten Ausgangs_Bedingungen

Einleitung

Einen multiperspektivischen Blick auf die Salzburger Kunst- und Kulturszene nimmt der Kulturmanager und Kurator Sebastian Linz, seit 2018 künstlerischer Leiter der ARGEkultur Salzburg, im Gespräch mit Dilara Akarçeşme ein. Neben programmatischen und strukturellen Eigenschaften und Visionen, die er für das Haus selbst hat, thematisiert er im Interview verschiedene Aspekte von Teilhabe, etwa Diversifizierung: „In einer Gesellschaft, in der sich die Weltbilder schließen, muss man auf Öffnung setzen.“

Das Gespräch mit dem Titel Neue Auftraggeber: Wenn Menschen ganz konkret etwas von der Kunst wollen thematisiert ein sich gerade in der Pilotphase befindliches deutschlandweites Projekt, in dem künstlerische Arbeiten realisiert werden, die auf Initiative der Zivilbevölkerung entstehen. Projektleiter Alexander Koch spricht mit Marcel Bleuler darüber, wie ein Team aus Mediator*innen, Koordinator*innen und Mitarbeiter*innen gemeinsam mit Bürger*innen und namhaften Kunstschaffenden orts- und kontextbezogene Projekte erarbeitet.

Seit Anfang 2018 leitet Eva Schmidhuber als Geschäftsführerin (Programm) gemeinsam mit Alf Altendorf die Radiofabrik in Salzburg.  „Wir haben den Anspruch, in unserem Programm die Gesellschaft in all ihrer Vielfalt abzubilden“ lautet der Titel des Gesprächs mit Elke Zobl, in dem sie unter anderem darauf eingeht, wie man in der Radiofabrik diesem Anspruch gerecht zu werden versucht und welchen Herausforderungen und Schwierigkeiten dabei zu begegnen ist.

Die Ankunft von syrischen Geflüchteten im sogenannten langen Sommer der Migration im Jahr 2015 sorgte für mannigfaltige Diskussionen innerhalb der Salzburger Gesellschaft. Um den Diskurs um die Perspektiven und Positionen der neu zugezogenen Personen zu erweitern, wurde das Projekt refugee.tv ins Leben gerufen, im Rahmen dessen geflüchtete Personen ihre eigenen Nachrichteninhalte produzieren konnten. Mitinitiator Ayad Salim erzählt Dilara Akarçeşme im Interview mit dem Titel Changing perspectives through media representation: refugee.tv rückblickend von den Besonderheiten dieses Projekts.

Der Berliner Künstler Arne Vogelgesang ist seit vielen Jahre im Theater- und Performancebereich tätig. Sein Fokus liegt insbesondere auf recherchebasierten, intermedialen Projekten, die er unter dem Label internil umsetzt. Als jemand, der „Theater mit politischem Material“ macht, setzt er sich mit aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander. Im Interview mit Katharina Anzengruber und Anita Moser mit dem Titel „Kunst mit politischem Material dann interessant, wenn es neue Formen von Theatralität enthält“ spricht Vogelgesang über Gamifizierung in rechten Szenen, die Diskrepanz zwischen Kunst mit politischem Material und politischer Kunst, das ästhetische Mittel des Live-Reenactments und dessen Potenzial in Bildungskontexten. Das Gespräch fand anknüpfend an das W&K-Forum Let’s play Infokrieg. Wie die radikale Rechte (ihre) Politik gamifiziert hat statt.

Im Beitrag „Partizipation setzt nicht nur voraus, dass ein Projekt offen ist“ reflektiert der Salzburger Theatermacher und Schauspieler Reinhold Tritscher von ihm (mit-)initiierte Projekte hinsichtlich der Ermöglichung kultureller Teilhabe. Dabei kommt er auch auf verschiedene Ausschlussfaktoren zu sprechen, wie etwa die teils fehlende Mobilität von potenziell Interessierten, beispielsweise in ländlichen Regionen.

Gerade in ländlichen Räumen ist es wichtig, mit dem Begriff Feminismus zu arbeiten.“ – Welche Strategien kultureller Teilhabe im Frauenmuseum Hittisau als erstem Haus dieser Art in einer ländlichen Umgebung zum Einsatz kommen, zeigt Stefania Pitscheider Soraperra, seit 2009 Direktorin des Museums, im Gespräch mit Anita Moser auf. Darüber hinaus gibt sie Einblicke in die Entwicklung des Hauses, in kulturpolitische Herausforderungen und in die Rolle des Museums als Ort der Ermächtigung von Frauen sowie als „Ort der Reibung“.

Diana Schmiderer, in der Salzburger Region LEADER Saalachtal für den Bereich der Kultur-, Bildungs- und Sozialprojekte zuständig, spricht im Interview  „Alle arbeiten in ihren Zellen an gleichen Problemstellungen dahin“ mit Dilara Akarçeşme über die Rolle der Vernetzung in der ländlichen Kunst- und Kulturarbeit sowie über Potenziale und Herausforderungen des LEADER-Programms, einer Initiative der Europäischen Union zur Entwicklung unterschiedlicher Bereiche in ländlichen Räumen.

Mit dem Ansatz, soziale Fragen und alltägliche Lebenswelten mit zeitgenössischer Kunst zu bearbeiten, zielt das oberösterreichische Festival der Regionen auf den Dialog zwischen der jeweiligen Bevölkerung vor Ort und lokalen, regionalen und internationalen Künstler*innen ab. Andrea Hummer, seit 2018 kaufmännische Leiterin des Festivals, spricht mit Anita Moser über verschiedene Ansätze, kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, Menschen in der Region für Kunst- und Kulturprojekte zu begeistern und in diese einzubinden. Ihre zentrale Prämisse ist dabei als Festival Nicht wie ein UFO in einer Region [zu] landen“.

 

OPEN SPACE

 

In der aktuellen Ausgabe erfreut sich die Rubrik Open Space einer besonderen Fülle an kreativen studentischen Beiträgen.

Zunächst werden Einblicke in Die virtuelle WG gewährt, die ihre Gründung dem Lockdown verdankt.  Im Rahmen von Marcel Bleulers Lehrveranstaltung Visuelle Kommunikation und mediale Vermittlung im Sommersemester 2020 sahen vier Studierende die Chance, kulturelle Teilhabe in Zeiten des Corona-Virus neu zu denken und zu erproben. In einem Arbeitsjournal halten sie ihre Erfahrungen bezüglich gemeinsamer Online-Aktivitäten während des Lockdowns fest und präsentieren ihre Erlebnisse anschließend in einem Comic.

Katharina Anzengruber, Dilara Akarçeşme ( 2020): Shut Down! Kunst- und Kulturpraxen unter veränderten Ausgangs_Bedingungen. Einleitung. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 11 , https://www.p-art-icipate.net/shut-down-kunst-und-kulturpraxen-unter-veraenderten-ausgangs_bedingungen/