Kulturarbeit in der ‚Migrationsgesellschaft‘

Ungleichheiten im Kulturbetrieb und Ansatzpunkte für eine kritische Neuausrichtung*1 *(1)

Abschließende Bemerkungen

Wenn im Kulturbetrieb des deutschsprachigen Raums über Good-Practice-Beispiele in Bezug auf Diversität gesprochen wird, wird immer auch auf das seit 2013 von Shermin Langhoff und Jens Hillje geleitete Maxim Gorki Theater Berlin (vgl. Website)star (*73) verwiesen – und dies zu Recht. Das 2016 mit dem Theaterpreis Berlin ausgezeichnete sowie 2014 und 2016 in der Kritiker_innenbefragung von theater heute zum Theater des Jahres gewählte Staatstheater zeigt anschaulich, wie ein der Migrationsgesellschaft entsprechender diskriminierungssensibler Kulturbetrieb aussehen kann. Gesellschaftliche Vielheit spiegelt sich darin strukturell auf sämtlichen Ebenen wider. Das Personal ist in den unterschiedlichen Hierarchiestufen divers, die Projekte und Aufführungen sind (auch visuell) mehrsprachig und das Publikum ist überaus ‚gemischt‘. Das Programm beinhaltet Stücke aus unterschiedlichen Kulturen und sozialen Zusammenhängen, nicht-kanonisierte und kanonisierte Texte, wobei zum Beispiel der deutsche Kanon kontinuierlich dekonstruiert und aus neuen nicht-weißen Perspektiven angeeignet wird. Im Sinne einer in vorliegendem Beitrag argumentierten kritischen Neuausrichtung des Kulturbetriebs verfolgt das Gorki Theater also nicht nur auf der organisatorischen, sondern auch auf der inhaltlichen Ebene einen kritischen und politischen Anspruch, indem es auf der Bühne brisante Fragen verhandelt: „Wie können wir zivilisiert leben in einer heterogenen Gesellschaft? Zugespitzt: Welche neue Gesellschaft brauchen wir?“ (Langhoff 2015: o.S.)star (*30)

Noch sind Beispiele wie das Gorki Theater eher selten – und in dem berechtigten Lob von Einrichtungen wie dieser kann auch eine Gefahr liegen, so Aikins und Gyamerah (2016: 9):star (*2) „Diese Häuser sollten nicht als erfreuliche Nischen dargestellt werden, deren Existenz den […] Status Quo rechtfertigt.“ Für einen breiten Wandel in Form einer tiefergehenden strukturellen Veränderung auf unterschiedlichen Ebenen des deutschsprachigen Kulturbetriebs braucht es, wie in vorliegendem Artikel dargestellt, umfassende diskriminierungssensible Analysen und Maßnahmen, die etablierte Institutionen, freie Szene und Kulturpolitik betreffen. Das Konzept der ‚Migrationsgesellschaft‘ mit dem intersektionalen Fokus auf Ordnungen und Prozessen, die asymmetrische (Nicht-)Zugehörigkeiten herstellen und strukturieren, bietet dabei wichtige theoretische Bezugspunkte.

Insgesamt mag eine grundlegende kritische Reflexion des Kulturbetriebs und eine darauf aufbauende breite, systematische Organisationsentwicklung als großes, schwer steuerbares und kaum durchführbares Vorhaben erscheinen, dem der privilegierten Mehrheitsgesellschaft angehörende Kulturschaffende, Kulturbeamt_innen und -politiker_innen eine Reihe von Gegenargumenten entgegensetzen könnten. Wandel „als kreative Herausforderung verstanden“ (Terkessidis 2017: 71)star (*63) braucht daher nicht nur Optimismus und Ausdauer, sondern auch eine gewisse „Bereitschaft zum Streit“, denn „[n]iemand hat gesagt, die Gesellschaft der Vielheit sei eine gemütliche Angelegenheit“ (ebd.).

star

Ahyoud, Nasiha/Aikins, Joshua Kwesi/Bartsch, Samera/Bechert, Naomi/Gyamerah, Daniel/Wagner, Lucienne (2018): Wer nicht gezählt wird, zählt nicht. Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsdaten in der Einwanderungsgesellschaft – eine anwendungsorientierte Einführung. In: Citizens For Europe (Hg.): Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership. Berlin. Online unter https://vielfaltentscheidet.de/gleichstellungsdaten-eine-einfuehrung/?back=101 (20.11.2018).

star

Aikins, Joshua Kwesi/Gyamerah, Daniel (2016): Handlungsoptionen zur Diversifizierung des Berliner Kultursektors – eine Expertise von Citizens For Europe, Berlin (Projekt: Vielfalt entscheidet – Diversity in Leadership). Online unter https://www.kulturprojekte.berlin/fileadmin/user_upload/Presse/FINAL_mit_Grafik_auf_Doppelseite.pdf (20.11.2018).

star

Allmanritter, Vera (2009): Migranten als Publika in öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen. Der aktuelle Status Quo aus Sicht der Angebotsseite. Berlin: Institut für Kultur- und Medienmanagement. Online unter http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/zad/media/zad_migranten_als_publika_angebotsseite.pdf (20.11.2018).

star

Allmanritter, Vera (2016): Menschen mit Migrationshintergrund als Kulturpublikum. Erkenntnisse des aktuellen Forschungsstands für ein erfolgreiches Audience Development. In: Mandel, Birgit (Hg.): Teilhabeorientierte Kulturvermittlung. Diskurse und Konzepte für eine Neuausrichtung des öffentlich geförderten Kulturlebens. Bielefeld: transcript, S. 89-102.

star

Allmanritter, Vera (2017): Audience Development in der Migrationsgesellschaft. Neue Strategien für Kulturinstitutionen. Bielefeld: transcript.

star

Allmanritter, Vera/Siebenhaar, Klaus (2010): Kultur mit allen! Wie öffentliche deutsche Kultureinrichtungen Migranten als Publikum gewinnen. Berlin: B&S Siebenhaar.

star

Baumgartinger, Persson Perry/Moser, Anita (2018): Frictions and Fractions?! Kritische Perspektiven auf Kulturarbeit, Kulturvermittlung und Diversity. In: Open Up! p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten, 9. Ausgabe. Online unter https://www.p-art-icipate.net/frictions-and-fractions-kritische-perspektiven-auf-kulturarbeit-kulturvermittlung-und-diversity/ (20.11.2018).

star

Bojadžijev, Manuela/Karakayali, Serhat (2007): Autonomie der Migration. 10 Thesen zu einer Methode. In: TRANSIT MIGRATION Forschungsgruppe (Hg.): Turbulente Ränder. Bielefeld: transcript, S. 203-209.

star

Böse, Martina (2005): „Ich entscheide mich dafür, MigrantInnen zu sagen“. Zur Vermittlungen von„Gegenerzählungen“ und Repräsentationspolitik in der Ausstellung „Gastarbajteri – 40 Jahre Arbeitsmigration“. In: Schnittpunkt/Jaschke, Beatrice/Martinz-Turek, Charlotte/Sternfeld, Nora (Hg.): Wer spricht? Autorität und Autorschaft in Ausstellungen. Ausstellungstheorie & Praxis 1. Wien: Turia + Kant, S. 120-151.

star

Broden, Anne/Mecheril, Paul (2007): Migrationsgesellschaftliche Re-Präsentationen. Eine Einführung. In: Broden, Anne/Mecheril, Paul (Hg.): Re-Präsentationen. Dynamiken der Migrationsgesellschaft. Düsseldorf: IDA-NRW, S. 7-28.

star

Canas, Tania (2015): 10 things you need to consider if you are an artist – not of the refugee and asylum seeker community – looking to work with our community. Online unter http://riserefugee.org/10-things-you-need-to-consider-if-you-are-an-artist-not-of-the-refugee-and-asylum-seeker-community-looking-to-work-with-our-community/ (20.11.2018).

star

CARMAH (Centre for Anthropological Research on Museums and Heritage) (2018): OTHERWISE. Rethinking Museums and Heritage. Berlin: Humboldt-Universität zu Berlin.

star

Castro Varela, María do Mar (2002): Interkulturelle Kompetenz – Ein Diskurs in der Krise. In: Auernheimer, Georg (Hg.): Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität. Opladen: Leske & Budrich, S. 35-48.

star

Dätsch, Christiane (Hg.) (2018): Kulturelle Übersetzer. Kunst und Kulturmanagement im transkulturellen Kontext. Bielefeld: transcript.

star

Föhl, Patrick S./Sievers, Norbert (2015): Transformation kooperativ gestalten. Kulturentwicklungsplanung in den Modellregionen Kyffhäuserkreis/Landkreis Nordhausen und Landkreis Hildburghausen/Landkreis Sonneberg. Broschüre. Erfurt: herausgegeben von der Thüringer Staatskanzlei.

star

Föhl, Patrick S./Wolfram, Gernot/Peper, Robert (2016): Cultural Managers as ‘Masters of Interspaces’ in Transformation Processes – a Network Theory Perspective. In: Journal of Cultural Management. Arts, Economics, Policy, 2. Jg., H.1, S. 17-49.

star

Gürses, Hakan/Kogoj, Cornelia/Mattl, Sylvia (Hg.) (2004): Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Ausstellung im Wien Museum 2004. Wien; Berlin: Mandelbaum Verlag.

star

Hall, Stuart (Hg.) (1997): Representation. Cultural Representations and Signifying Practices. London; Thousand Oaks; New Delhi: Sage.

star

Hausmann, Andrea/Körner, Jana (Hg.) (2009): Demografischer Wandel und Kultur. Veränderungen im Kulturangebot und der Kulturnachfrage. Wiesbaden: Springer VS.

star

Heinrichs, Werner (2006): Der Kulturbetrieb. Bildende Kunst, Musik, Literatur, Theater, Film. Bielefeld: transcript.

star

Hess, Sabine (2013): Hegemoniale Diskurs-Bilder brechen. Eine Kulturwissenschaftliche Kritik der Dominanten Wissensproduktion zu Migration. In: Dogramaci, Burcu (Hg.): Migration und künstlerische Produktion. Aktuelle Perspektiven. Bielefeld: transcript, S. 107-122.

star

Hess, Sabine et al. (Hg.) (2016): Der lange Sommer der Migration. Grenzregime III. Berlin; Hamburg: Assoziation A.

star

Hintermann, Christiane (2012): Migrationsgeschichte ausstellen. Migration ins kollektive österreichische Gedächtnis schreiben. In: Wonisch, Regina/Hübel, Thomas (Hg.): Museum und Migration. Konzepte – Kontexte – Kontroversen. Bielefeld: transcript, S. 115-137.

star

ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)/IAE (Institute for Art Education)/ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste)/Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin (Hg.) (2012): Kunstvermittlung in der Migrationsgesellschaft. Reflexionen einer Arbeitstagung – 2011. Stuttgart: Institut für Auslandsbeziehungen e. V. Online unter https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-54734-7 (24.01.2019).

star

Knoblich, Tobias J. (2018): Möglichkeiten und Grenzen kulturpolitischer Transformation am aktuellen Beispiel Thüringen. In: Zeitschrift für Kulturmanagement. Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. 4. Jg., H. 1. Bielefeld: transcript, S. 87-102.

star

Kolland, Dorothea (2016): Wir sind auch das Volk! Kulturelle Transformationsprozesse in einer Migrationsgesellschaft. In: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S./Knoblich, Tobias J. (Hg.): Transformatorische Kulturpolitik. Jahrbuch für Kulturpolitik 2015/16, Band 15. Bielefeld: transcript, S. 399-404.

star

Kölnischer Kunstverein/DOMiT (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.)/Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main/Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst (ics, HGK Zürich) (Hg.) (2005): Projekt Migration. Köln: DuMont.

star

Kravagna, Christian (2009): Konserven des Kolonialismus: Die Welt im Museum. In: Schnittpunkt/Kazeem, Belinda/Martinz-Turek, Charlotte/Sternfeld, Nora (Hg.): Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien. Wien: Turia + Kant, S. 131-142.

star

Kuria, Emily Ngubia (2015): Eingeschrieben. Zeichen setzen gegen Rassismus an deutschen Hochschulen. Berlin: w_orten & meer.

star

Langhoff, Shermin (2015): „Berlin muss ein Möglichkeitsraum bleiben“. Shermin Langhoff im Interview mit Patrick Wildermann, 1.9.2015, Tagesspiegel. Online unter https://www.tagesspiegel.de/kultur/gorki-chefin-shermin-langhoff-die-lage-in-der-tuerkei-verfinstert-sich-taeglich/19265526.html (20.11.2018).

star

Mandel, Birgit (2013): Interkulturelles Audience Development. Zukunftsstrategien für öffentlich geförderte Kultureinrichtungen. Bielefeld: transcript.

star

Mandel, Birgit (Hg.) (2016a): Teilhabeorientierte Kulturvermittlung. Diskurse und Konzepte für eine Neuausrichtung des öffentlich geförderten Kulturlebens. Bielefeld: transcript.

star

Mandel, Birgit (2016b): Kulturelle Vielfalt der Einwanderungsgesellschaft als Motor für Transformation des Kulturbetriebs in Deutschland. Vom Audience Development zum Cultural Development. In: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S./Knoblich, Tobias J. (Hg.): Transformatorische Kulturpolitik. Jahrbuch für Kulturpolitik 2015/16, Band 15. Bielefeld: transcript, S. 391-397.

star

Mandel, Birgit (2017 [2016]): Audience Development, Kulturelle Bildung, Kulturentwicklungsplanung, Community Building. Konzepte zur Reduzierung der sozialen Selektivität des öffentlich geförderten Kulturangebots. Online unter https://www.kubi-online.de/artikel/audience-development-kulturelle-bildung-kulturentwicklungsplanung-community-building (20.11.2018).

star

Mecheril, Paul (2012b): Ästhetische Bildung. Migrationspädagogische Anmerkungen. In: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)/IAE (Institute for Art Education)/ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste)/Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin (Hg.): Kunstvermittlung in der Migrationsgesellschaft/Reflexionen einer Arbeitstagung – 2011, S. 26-35.

star

Mecheril, Paul (2014): Über die Kritik interkultureller Ansätze zu uneindeutigen Zugehörigkeiten – kunstpädagogische Perspektiven. In: Clausen, Bernd (Hg.): Teilhabe und Gerechtigkeit. Münster; New York: Waxmann, S. 11-19.

star

Mecheril, Paul (2016a): Handbuch: Migrationspädagogik. Weinheim: Beltz.

star

Mecheril, Paul (2016b): Es bleibt anders. Kämpfe um die (Pädagogik der) Migrationsgesellschaft. In: Ziese, Maren/Gritschke, Caroline (Hg.): Geflüchtete und Kulturelle Bildung. Formate und Konzepte für ein neues Praxisfeld. Bielefeld: transcript, S. 101-106.

star

Mecheril, Paul/Seukwa, Louis Henri (2006): Transkulturalität als Bildungsziel? Skeptische Bemerkungen. In: ZEP (Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik ), 29. Jg., H. 4, S. 8-13.

star

Mecheril, Paul/Thomas-Olalde, Oscar/Melter, Claus/Arens, Susanne/Romaner, Elisabeth (Hg.) (2013): Migrationsforschung als Kritik? Spielräume kritischer Migrationsforschung. Wiesbaden: Springer VS.

star

Mezzadra, Sandro (2005): Der Blick der Autonomie. In: Kölnischer Kunstverein/DOMiT (Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland e.V.)/Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main/Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst (ics, HGK Zürich) (Hg.): Projekt Migration. Köln: DuMont, S. 794-795.

star

Micossé-Aikins, Sandrine (2011): Kunst. In: Arndt, Susan/Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. Münster: Unrast, S. 420-430.

star

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (Hg.) (2015): Interkultur für alle. Ein Praxisleitfaden für die Kulturarbeit. Stuttgart.

star

Mokre, Monika (2005): Kann und soll ein demokratischer Staat Kultur fördern? In: Zembylas, Tasos (Hg.): Der Staat als kulturfördernde Instanz. Innsbruck: StudienVerlag, S. 81-100.

star

Mörsch, Carmen (2009): Am Kreuzungspunkt von vier Diskursen: Die documenta12. Vermittlung zwischen Affirmation, Reproduktion, Dekonstruktion und Transformation. In: Mörsch, Carmen (Hg.): Kunstvermittlung 2. Zwischen kritischer Praxis und Dienstleistung auf der documenta 12. Ergebnisse eines Forschungsprojekts. Zürich und Berlin: Diaphenes, S. 9-34.

star

Mörsch, Carmen (2012b): Über Zugang hinaus. Nachträgliche einführende Gedanken zur Arbeitstagung „Kunstvermittlung in der Migrationsgesellschaft“. In: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen)/IAE (Institute for Art Education)/ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste)/Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin (Hg.): Kunstvermittlung in der Migrationsgesellschaft/Reflexionen einer Arbeitstagung – 2011, S. 10-19.

star

Mörsch, Carmen/Schade, Sigrid/Vögele, Sophie (Hg.) (2018): Kunstvermittlung zeigen. Über Repräsentation pädagogischer Arbeit im Kunstfeld. Wien: zaglossus.

star

Moser, Anita (2015): Freie Kunst- und Kulturproduktion. Ein Überblick. In: Lang, Siglinde (Hg.): Kunst, Kultur- und Unternehmertum?! Wien: Mandelbaum Verlag, S. 32-44.

star

Moser, Anita (2016): Zeitgenössische Kulturarbeit in ländlichen Räumen Österreichs. Bedingungen, Potenziale, kulturpolitische Forderungen. In: Lang, Siglinde (Hg.): Ab in die Provinz! Rurale Kunst- und Kulturinitiativen als Stätten kultureller Mitbestimmung. Wien: Mandelbaum, S. 35-47.

star

Moser, Anita/Gülcü, Can (2018): „Radikalität findet dort statt, wo ich meine eigenen Regeln breche.“ Can Gülcü im Gespräch mit Anita Moser über politische Kulturarbeit und Grenzüberschreitungen in einer von Ungleichheit geprägten Gesellschaft. In: Open Up! p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten, 9. Ausgabe. Online unter https://www.p-art-icipate.net/radikalitaet-findet-dort-statt-wo-ich-meine-eigenen-regeln-breche/ (20.11.2018).

star

Muttenthaler, Roswitha/Wonisch, Regina (2006): Gesten des Zeigens. Zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen. Bielefeld: transcript.

star

Pilić, Ivana/Wiederhold, Anne (2015): Kunstpraxis in der Migrationsgesellschaft. Transkulturelle Handlungsstrategien am Beispiel der Brunnenpassage Wien. Bielefeld: transcript.

star

Raunig, Gerald/Wuggenig, Ulf (Hg.) (2016 [2007]): Kritik der Kreativität. Wien: Verlag Turia + Kant.

star

Said, Edward (1978): Orientalism. New York: Pantheon Books.

star

Salgado, Rubia (2015 [2004]): Zusammenarbeit. Wenn Migrantinnen Voraussetzungen nennen. In: Salgado, Rubia/maiz (Hg.): Aus der Praxis im Dissens (herausgegeben von Andrea Hummer). eipcp Wien, Linz, Berlin, London, Zürich: transversal texts, S. 37-43.

star

Schaffer, Johanna (2008): Ambivalenzen der Sichtbarkeit. Über die visuellen Strukturen der Anerkennung. Bielefeld: transcript.

star

Schauws, Ulle (2016): Zukunft kultureller Vielfalt. Kulturpolitik in der offenen Gesellschaft. In: Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S./Knoblich, Tobias J. (Hg.): Transformatorische Kulturpolitik. Jahrbuch für Kulturpolitik 2015/16, Band 15. Bielefeld: transcript, S. 45-50.

star

Schnittpunkt/Kazeem, Belinda/Martinz-Turek, Charlotte/Sternfeld, Nora (Hg.) (2009): Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien. Wien: Turia + Kant.

star

Settele, Bernadett/Mörsch, Carmen (2012): Kunstvermittlung in Transformation. Perspektiven und Ergebnisse eines Forschungsprojektes. Zürich: Scheidegger & Spiess.

star

Sharifi, Azadeh/Sharifi, Bahareh (2014): Mind the Trap! Online unter http://www.migrazine.at/artikel/mind-trap (20.11.2018).

star

Sievers, Norbert/Föhl, Patrick S./Knoblich, Tobias J. (Hg.) (2016): Transformatorische Kulturpolitik. Jahrbuch für Kulturpolitik 2015/16, Band 15. Bielefeld: transcript.

star

Spivak, Gayatri Chakravorty (1985): The Rani of Sirmur: An Essay in Reading the Archives. In: History and Theory, 24. Jg., H. 3., S. 247-272.

star

Terkessidis, Mark (2017): Nach der Flucht. Neue Ideen für die Einwanderungsgesellschaft. Ditzingen; Stuttgart: Reclam.

star

Weibel, Peter (Hg.) (1997): Inklusion : Exklusion. Versuch einer neuen Kartografie der Kunst im Zeitalter von Postkolonialismus und globaler Migration. Köln: DuMont.

star

Welsch, Wolfgang (1995): Transkulturalität. Zur veränderten Verfaßtheit heutiger Kulturen. In: ifa (Institut für Auslandsbeziehungen) (Hg.): Migration und Kultureller Wandel. Schwerpunktthema der Zeitschrift für Kulturaustausch, 45. Jg., S. 39-44.

star

Wonisch, Regina (2012): Museum und Migration. Einleitung. In: Wonisch, Regina/Hübel, Thomas (Hg.): Museum und Migration. Konzepte – Kontexte – Kontroversen Bielefeld: transcript, S. 9-32.

star

Zembylas, Tasos (2004): Kulturbetriebslehre. Grundlagen einer Inter-Disziplin. Wiesbaden: VS Verlag

star

Websites

star

ArtSocialSpace Brunnenpassage Wien: http://www.brunnenpassage.at (19.12.2018).

star

Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung Diversity Arts Culture: http://www.diversity-arts-culture.berlin (19.12.2018).

star

Forschungsgruppe [KriMi] Kritische Migrationsforschung: https://www.univie.ac.at/kritische-migrationsforschung/php/wir.php (20.11.2018).

star

Kritnet: http://kritnet.org/ (20.11.2018).

star

maiz – Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen: https://www.maiz.at (19.12.2018).

star

Maxim Gorki Theater: https://gorki.de/de (19.12.2018).

star

Wienwoche: http://www.wienwoche.org (19.12.2018).

Dieser Text wurde erstmals veröffentlicht in: Zobl, Elke/Klaus, Elisabeth/Moser, Anita/Baumgartinger, Persson Perry (2019): Kultur produzieren. Künstlerische Praktiken und kritische kulturelle Produktion. Bielefeld: transcript.

Der Begriff weiß, klein und kursiv geschrieben, ist – wie er im vorliegenden Text verwendet wird – ein von Schwarzen Theoretiker_innen entwickelter analytischer Begriff, um strukturell verankerte weiße Dominanz- und Machtverhältnisse und damit verbundene Privilegien und Rassismen zu bezeichnen (vgl. Kuria 2015).

Mark Terkessidis (2017) spricht allgemein in Bezug auf Institutionen und Einrichtungen in der „Einwanderungsgesellschaft“ von „Vielheitsplänen“ (ebd.: 42ff.), die in unserer Gesellschaft der Vielheit zu entwickeln seien, um einen Perspektivenwechsel und eine Neujustierung der Organisationen zu bewerkstelligen. Migration sieht er dabei als „eine Art Passepartout“ (ebd.: 9), um zahlreiche grundsätzliche Aspekte des Wandels zu diskutieren.

Der Begriff der Transformation taucht seit einigen Jahren verstärkt im Zusammenhang mit Kunst und Kultur auf und wird aus unterschiedlichen Perspektiven im Kontext von demografischem Wandel, Digitalisierung etc. thematisiert, unter anderem in Bezug auf Kulturmangement und -politik (vgl. Knoblich 2018; Kolland 2016; Sievers/Föhl/Knoblich 2016; Föhl/Wolfram/Peper 2016; Föhl/Sievers 2015), Museologie (vgl. CARMAH 2018), kritische Kunstvermittlung (vgl. Mörsch 2009; Settele/Mörsch 2012) oder im Zusammenhang mit Neoliberalismus, Kulturindustrie und künstlerischer Kritik (vgl. Raunig/Wuggenig 2016 [2007]).

Auf die Problematik dieses Begriffs gehe ich an späterer Stelle ein. Im vorliegenden Text wird bewusst auf eine Unterscheidung zwischen Migrant_innen und Geflüchteten verzichtet, da diese Kategorien einen Diskurs der Unterscheidung zwischen berechtigter und nicht berechtigter Migration, notwendiger Flucht (von ‚Kriegsflüchtlingen‘) und weniger zwingender Flucht (von ‚Wirtschaftsflüchtlingen‘) stützen.

Kritikpunkte dieser Art formulierte beispielsweise auch das Bündnis kritischer Kulturpraktiker*innen bezüglich der Tagung Mind the Gap! – Zugangsbarrieren zu kulturellen Angeboten und Konzeptionen niedrigschwelliger Kulturvermittlung (9.-10. Januar 2014, Deutsches Theater Berlin), wo es mit der Aktion Mind the Trap! intervenierte. Kein_e einzige_r selbst von Ausschlüssen betroffene_r Wissenschaftler_in, Kulturpraktiker_in oder Expert_in sei zur Tagung eingeladen gewesen, um sich mit Ausschlüssen und Marginalisierungen aus eben dieser Perspektive kritisch auseinanderzusetzen. „Letztlich ging es, zugespitzt formuliert, um die Vergewisserung der eigenen Position, die so lange gegeben ist, wie die eigenen Parameter nicht infrage gestellt werden.“ (Sharifi/Sharifi 2014: o.S.)

Erklärtes Ziel dieser – u.a. aus aktivistischen und anderen Initiativen verschiedener Akteur_innen des Berliner Kulturbetriebs hervorgegangenen – Einrichtung ist das Initiieren eines diversitätsorientieren Strukturwandels. Die Arbeit umfasst die Beratung von Kulturinstitutionen, Qualifizierungsangebote für Kulturschaffende, die Stärkung unterrepräsentierter Künstler_innen und Kulturschaffender durch Empowermentstrategien, die Unterstützung der Kulturverwaltung in ihrer diversitätsorientierten Ausrichtung sowie die Erhebung von Gleichstellungsdaten für den Berliner Kulturbetrieb (vgl. Website Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung Diversity Arts Culture).

Das Projekt wurde von 2002 bis 2006 im Kölnischen Kunstverein durchgeführt. Der dabei entstandene Katalog beinhaltet neben der umfangreichen Dokumentation grundlegende theoretische Texte dazu (vgl. Kölnischer Kunstverein et al. 2005).

Paul Mecheril (2016b: 106) spricht konkret von der Schaffung von „Bildungsperspektiven“ und „Bildungsräumen“.

Ein weiterer von maiz benannter Grundsatz ist, Entscheidungen bezüglich Kooperationen auf Basis bestimmter Kriterien zu treffen, etwa der Bereitschaft und dem Interesse der Künstler_innen an einem „dialogischen Prozess, der sich außerhalb der Logik der Opferrolle und einer eurozentristischen Perspektive entfalten soll“ (Salgado 2015 [2004]: 42). Auch Einklang in Bezug auf die Zielsetzung des Projektes muss vorhanden sein, wobei maiz ein explizit gesellschaftskritisches Interesse und die Vermittlung gegenhegemonialer Positionen formuliert. Sämtliche Phasen und Ebenen von Projekten sollen zudem von kritischer Reflexion (in Bezug auf Rassismen und Sexismen innerhalb des Projekts) durchzogen sein.

Konkret sind damit die unterschiedlichen Ebenen von Kulturpolitik – also die strukturelle, formelle und institutionelle Polity-Dimension, die inhaltliche Ebene der Policy und die Aushandlungsprozesse der Politics – und deren Ineinanderwirken gemeint.

Nach Fertigstellung meines Textes und kurz vor Drucklegung bin ich auf ein Gespräch von Lena Prabha Nising und Carmen Mörsch aufmerksam geworden, in dem ähnliche Überlegungen wie in meinem Text angestellt werden. Sie plädieren dafür, wie der Titel ihres Beitrags verdeutlicht, „[s]tatt ‚Transkulturalität‘ und ‚Diversität‘: Diskriminierungskritik und Bekämpfung von strukturellem Rassismus“ zu fokussieren (in: Blumenreich, Ulrike/Dengel, Sabine/Hippe, Wolfgang/Sievers, Norbert (Hg.) (2018): Welt.Kultur.Politik. Kulturpolitik in Zeiten der Globalisierung. Jahrbuch für Kulturpolitik 2017/18, Band 16. Bielefeld: transcript, S. 139-149).

Aikins und Gyamerah (2016: 14) betonen jedoch die Relevanz der Säule ‚Z‘ für Zugang primär in Bezug auf zwei Akteure: die Kulturverwaltung (die u.a. durch eine spezifische Zielgruppenansprache den Zugang zu Förderinstrumenten sicherstellen sollte) und Kulturinstitutionen (die u.a. durch bezahlte Praktika für die Zielgruppe den Zugang in das professionelle Kulturgeschäft ermöglichen sollten).

Teil der barrierebewussten Ansprache des Berliner Projektfonds Kulturelle Bildung ist beispielsweise die Bereitstellung von Informationen über Förderprogramme des Fonds in den Sprachen Deutsch, Türkisch, Arabisch, Farsi, Englisch, Französisch und Hebräisch (vgl. Aikins/Gyamerah 2016: 11).

Dies zeigte sich etwa bei dem Projekt Türkisch – Oper kann das an der Komischen Oper in Berlin. Erstaunt darüber, dass im Kinderchor keine Kinder türkischer Herkunft waren, lancierte Intendant Mustafa Akca einen Aufruf im größten Sender türkischer Sprache in Berlin, worauf sich rund 200 Familien meldeten (vgl. Terkessidis 2017: 50).

Anita Moser ( 2020): Kulturarbeit in der ‚Migrationsgesellschaft‘. Ungleichheiten im Kulturbetrieb und Ansatzpunkte für eine kritische Neuausrichtung[fussnote]1[/fussnote]. In: p/art/icipate – Kultur aktiv gestalten # 11 , https://www.p-art-icipate.net/kulturarbeit-in-der-migrationsgesellschaft/